Albig beim Papst: Bewegende Momente
(Vatikan) – Für den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Torsten Albig (SPD), war es eine große Ehre, denn Schleswig-Holstein ist nicht gerade ein „katholisches Land“. Dennoch hat Papst Franziskus ihn am Montag zu einer halbstündigen Privataudienz im Vatikan empfangen. Zur begleitenden Delegation des Ministerpräsidenten gehörten Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) und CDU-Fraktionschef Daniel Günther sowie der katholische Erzbischof Stefan Heße der Diözese Hamburg, der das Treffen initiiert hatte.
Vier-Augen-Gespräch mit dem Pontifex
Albig traf das Oberhaupt der Katholischen Kirche im Apostolischen Palast des Vatkans. Dort sprachen die beiden zunächst unter vier Augen miteinander. Dieses gemeinsame Gespräch dauerte nach Angaben der Staatskanzlei rund 15 Minuten. Erst danach kam der Rest der Delegation hinzu. Insgesamt dauerte das Treffen mit dem Papst etwa 30 Minuten. „Es war ein sehr bewegendes und intensives Gespräch mit einer sehr beeindruckenden Persönlichkeit“, sagte Albig später. Der Papst sei ein stiller, nachdenklicher und kluger Mann, der sich auf tiefe Fragestellungen einlasse, so der Ministerpräsident später im Interview mit dem NDR. Das sei für ihn das eigentlich Aufrüttelnde gewesen, meinte Albig.
Sorge vor zunehmender Fremdenfeindlichkeit
Papst Franziskus hat sich laut Staatskanzlei bei dem Gespräch positiv über die Flüchtlingspolitik in Deutschland geäußert. Mit großer Sorge sehe er jedoch, wie sich in Europa Rassismus und Fremdenfeindlichkeit immer mehr Raum verschafften. Zu den weiteren Themen gehörte auch die Enzyklika „Laudato Si“ des Papstes, die sich mit Umwelt- und Klimaschutz befasst.
Gastgeschenk mit Lübecker Bezug
Ein weiteres Thema waren die „Lübecker Märtyrer“ – drei katholische Priester und ein evangelischer Pastor wurden 1943 hingerichtet, weil sie gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes Stellung bezogen hatten. Als Gastgeschenk überreichte der Ministerpräsident dem Papst eine Grafik mit einer originalgetreuen Nachbildung einer Notiz des Lübecker Märtyrers Eduard Müller. Die Priester waren 2011 in Lübeck seliggesprochen worden, des evangelischen Pastors wurde damals ehrend gedacht.
Nicht der erste Schleswig-Holsteiner beim Papst
Nach der Privataudienz traf Albig Kardinalstaatssekretär Pietro Kardinal Parolin. Wie das Erzbistum Hamburg mitteilte, war dabei auch der Gottesbezug in der Landesverfassung Thema – dieser hatte im Landtag nicht die erforderliche Mehrheit gefunden
Albig war nicht der erste Regierungschef aus Schleswig-Holstein, der den Vatikan besuchen konnte. Peter Harry Carstensen (CDU) durfte den damaligen Papst Benedikt XVI. gleich zweimal treffen; das war 2007 und 2009.
von
Günter Schwarz – 11.10.2016