Forderung nach Bundesverdienstkreuz für Syrer und Gewährung des Aufenthaltsrechts
(Berlin) – Was haben sie mit ihrer besonnenen und mutigen Tat verhindert? Sie werden als „Helden von Leipzig“ gefeiert – die drei Syrer, die ihren terrorverdächtigen Landsmann al-Bakr festsetzten. Aus der Großen Koalition im Bundestag gibt es bereits Forderungen nach dem Bundesverdienstkreuz. Auch eine rasche und positive Bearbeitung der Asylanträge der Männer wird gefordert. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD) fordert für die Syrer, die den Terrorverdächtigen Albakr überwältigten, das Bundesverdienstkreuz, und der sächsische Linke-Abgeordnete Hahn fordert, den drei Asylbewerbern das Aufenthaltsrecht grundsätzlich zu gewähren. Und damit steht er nicht alleine.
Politiker aller Parteien mit Ausnahme der „besorgten DEUTSCHEN Bürger“ von der AfD würdigen das Engagement der drei Syrer mit verschiedensten Forderungen, denn keiner mag sich ausmalen, was passiert wäre, wenn das Trio nicht so beherzt eingegriffen und Albakr außer Gefecht gesetzt hätte.
„Die jungen Männer haben das Bundesverdienstkreuz verdient“, meint der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs gegenüber der „Bild“-Zeitung. „Was sie getan haben, zeugt von tiefem Respekt gegenüber ihren deutschen Gastgebern. Mehr Ankommen, mehr Integration ist kaum vorstellbar. Das ist vorbildlich“, lobt Kahrs ihr Verhalten.
Und er ist nicht der einzige, der so empfindet. Laut „Bild“ unterstützt auch der CDU-Politiker Jürgen Klimke diese Art der Auszeichnung. Eine solche Ehrung sei ein „starkes Signal in beide Richtungen – in die deutsche Bevölkerung und gegenüber anderen Flüchtlingen: Anerkennung, Dank und Mut lohnt sich“, so Klimke. Er werde sich persönlich dafür einsetzen, dass die drei Syrer den Orden erhalten.
Der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Ansgar Heveling, forderte, über die Asylanträge der drei Überwältiger Al-Bakrs rasch zu entscheiden. „Was die drei gemacht haben, ist eine couragierte und sehr anerkennenswerte Leistung“, sagte der CDU-Politiker der „Berliner Zeitung“. Allerdings betonte Heveling auch, die Asylanträge der drei Syrer sollten zwar rasch, aber auch normal geprüft werden wie andere Anträge auch. „Und sicher wird es auch eine Gelegenheit geben, ihre engagierte Tat angemessen zu würdigen“, sagte der Unionspolitiker.
Jaber Albakr soll in seiner Chemnitzer Wohnung Sprengstoff selbst zusammen gemischt haben. Außerdem soll er Material für den Bau einer Sprengstoffweste gesammelt haben. Ermittler werfen ihm ferner vor, dass er Kontakt zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ unterhielt. Der Verfassungsschutz war auf den Syrer aufmerksam geworden und hatte die sächsische Polizei alarmiert, weil er befürchtete, dass ein Anschlag kurz bevorstehe. Doch bei der Festnahme konnte Albakr flüchten.
Am Sonntag suchte er dann Unterschlupf in Leipzig und sprach seine Landsleute mit der Bitte an, bei ihnen kurz nächtigen zu können. Nachdem den Syrer allerdings bewusst wuirde, wen sie bei sich aufgenommen hatten, zögerten sie nicht lange und überwältigten Albakr, fesselten ihn, informierten die Polizei und übergaben den Beamten ihr „gut verschnürtes Paket“. So konnten die Beamten den Gesuchten gefahrlos festnehmen und mussten ihn nur noch mitnehmen.
Der Linken-Politiker Andre Hahn forderte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk ein grundsätzliches Aufenthaltsrecht für das Trio gefordert. „Das wäre ein ganz wichtiges Signal an alle hilfebedürftigen und ehrlichen Flüchtlinge, die in ihrer absoluten Mehrheit weder mit dem selbsternannten ,Islamischen Staat‘, noch mit irgendwelchen Terroraktivitäten zu tun haben“, sagte er.
von
Günter Schwarz – 12.10.2016