SAS mit „freieren Flügeln“
(København ) – Die skandinavische „Dreiländer“-Fluggesellschaft SAS ist nicht mehr staatlich dominiert. Schweden und Norwegen haben ihre Beteiligungen reduziert, nicht aber Dänemark. Dafür gibt es einen naheliegenden Grund.
Schweden und Norwegen haben endlich Ernst gemacht mit ihrer Absicht, sich schrittweise von der Fluggesellschaft SAS zu trennen. Am Mittwochabend reduzierten sie ihre Beteiligungen von 21,4% auf 17,2% (Schweden) bzw. von 14,2% auf 11,5% (Norwegen). Weil die Nachfrage der institutionellen Investoren höher ausfiel als erwartet, verkauften sie einen Fünftel mehr Aktien als geplant, was ihnen 356,5 Mio. Schweden-Kronen (36,6 Mio. Euro.) einbrachte.
Obwohl die beiden Staaten seit längerem einen Verkauf der SAS-Beteiligung beabsichtigt hatten, mussten sie der Airline stattdessen mehrmals finanziell unter die Arme greifen. 2012 konnte ein Konkurs in letzter Sekunde verhindert werden. Die Lufthansa prüfte wiederholt eine Übernahme des Konkurrenten, ließ es dann aber bleiben. Obwohl der Aktienkurs seit Anfang Jahr um fast 40% gefallen ist (allein am Donnerstag gab er um knapp 10% nach), zeigten sich Schwedens und Norwegens Regierungen zufrieden mit der Teilprivatisierung. Nach einer 180-tägigen Wartefrist können sie weitere Aktien abstoßen.
Anders als Schweden und Norwegen sieht der dritte Staat im Bunde, Dänemark, keinen Anlass, die vor siebzig Jahren gegründete Airline stärker dem Privatmarkt auszusetzen. Der dänische Finanzminister lobte in einem Communiqué die positive Entwicklung des langjährigen Sorgenkinds. Ungesagt bleiben die wahrscheinlicheren Motive der Dänen, ihren Aktienanteil von 14,2% zu halten: SAS ist ein enorm wichtiger Arbeitgeber, an dem das Sein und Nichtsein von Københavns Flugplatz Kastrup hängt. Obwohl die SAS wieder in der Gewinnzone fliegt, sind weitere Kostensenkungen nötig, um gegen die knallharte Konkurrenz zu bestehen. In der Vergangenheit gelang es den Gewerkschaften oft, Sparpläne zu torpedieren. Dieses wird umso schwieriger werden, je höher der Anteil der gewinnorientierten und ungeduldigen privaten Aktionäre ist.
von
Günter Schwarz – 15.10.2016