Aus Ungewissheit wurde schreckliche Realität – zwei kleine Kinder tot
(Wedel) – Aus Sorge um ihre Enkelkinder rufen die Großeltern die Polizei. Als die Beamten das Haus der Familie betreten, machen sei eine Entdeckung, die selbst die erfahrenen Einsatzkräfte schockiert.
Eine beschauliche Wohngegend in Wedel vor den Toren Hamburgs: Vor dem weißen Bungalow steht eine Holzbank, im Garten hängen zwei Schaukeln am Baum. Gäbe es die rot-weißen Absperrbänder der Polizei nicht, würde die Idylle nicht auf einen Tatort schließen lassen.
Doch im Haus wurden zwei tote Kinder gefunden. Selbst Polizisten vor Ort sind erschüttert: „Es ist ein sehr trauriges Bild“, sagte ein Sprecher. „Wenn man Kinderschaukeln im Garten sieht, kommen Emotionen hoch.“
Die Polizei informiert an diesem Sonntag die herbeigeeilten Journalisten und Kameraleute über das, was zunächst gesagt werden kann. Die Großeltern sollen am Morgen einen Notruf abgesetzt haben, weil sie sich Sorgen um die Familie machten.
Als die Beamten das Einfamilienhaus überprüfen, wird aus Ungewissheit schreckliche Realität: Die Kinder sind tot. „Es spricht alles für ein Tötungsdelikt. Zwei Kinder sterben ja nicht einfach nebeneinander“, sagt der Sprecher.
Doch wer hat sie getötet? Spekulationen kommen auf, weil aus dem benachbarten Hamburger Stadtteil Rissen ein weiterer Todesfall bekannt wird. Dort soll nach Angaben der Polizei der Vater der Kinder Suizid begangen haben, indem der Mann von einem Hochhaus sprang.
Eine Bewohnerin des siebengeschossigen Hauses in Rissen ist erschüttert, als sie zum Spaziergang aufbrechen will und vor dem Gebäude auf Polizisten und Rettungskräfte trifft. „Gehen Sie einfach weiter“, wird sie aufgefordert.
Medienberichten zufolge soll der Mann erst seine Kinder und dann sich selbst getötet haben. Der Sprecher der Polizei Segeberg spricht von einer „Familientragödie“, bestätigte allerdings einen Zusammenhang der Leichenfunde zunächst nicht.
Von der 37 Jahre alten Mutter der Geschwister fehlt bis zum Abend jede Spur. „Versuche, die Mutter zu erreichen, sind fehlgeschlagen“, sagt der Polizeisprecher. Am Nachmittag fährt vor dem Wedeler Wohnhaus ein Polizei-Fahrzeug mit Spür- und Rettungshunden vor. Stunden später gehen die Beamten davon aus, dass keine weiteren Leichen im Umfeld des Hauses gefunden werden. „Wir wünschen uns sehr, dass die Mutter noch lebt“, sagte er. Aber dass eine Mutter von zwei Kleinkindern sich bis zum Abend nicht bei ihrer Familie meldet, halten die Beamten für sehr unwahrscheinlich.
Für Nachbarn scheint dies alles unfassbar. Manche kommen vorbei, fragen Journalisten, was überhaupt passiert ist. Anwohner aus der Sackgasse lassen sich an diesem milden Herbsttag nicht sehen. Für sie werde eine seelsorgerische Betreuung organisiert, sagt der Polizeisprecher.
Während die einen Trost suchen angesichts des schockierenden Dramas von nebenan, gehen die Ermittler und Spurensucher professionell ihrer Arbeit nach – um Erklärungen für die Tragödie zu finden.
von
Günter Schwarz – 17.10.2016