Dronning Margrethe: Kein Naturgesetz, dass, wer in Dänemark lebt, automatisch Däne wird
Königin Margrethe hat sich in einem neuen Buch des Journalisten Thomas Larsen, das am Donnerstag unter dem Titel „De dybeste rødder – Dronningen fortæller om Danmark og danskerne“ (Die tiefsten Wurzeln – Die Königin erzählt von Dänemark und den Dänen)im Gyldendal-Verlag erscheint, kritisch zu Fragen der Integration geäußert. „Die Dänen sollen gastfreundlich sein, aber die Zuwanderer müssen sich auch in unsere Gesellschaft einbringen, wenn die Integration gelingen soll“, so die Monarchin.
Nach ihren Worten „sollten wir nicht so tun, als würden sich die Integrationsprobleme in Dänekmark von selbst lösen“. „Das ist ja nicht der Fall“, sagte die Königin und fügte hinzu:
„Es ist kein Naturgesetz, dass man Däne wird, weil man in Dänemark lebt. Man sollte wie in einem Blumentopf mal die Erde austauschen. Dabei darf man gerne die Wurzeln behalten, aber man muss auch dafür sorgen, dass frische Erde hinzukommt. Wenn man durch die Straßen Københavns geht, kommunales Wasser trinkt oder mit einem öffentlichen Bus fährt, dann wird man doch Däne innerhalb kürzester Zeit. Das haben wir so geglaubt und auch von allen erwartet, die nach Dänemark gekommen sind. Aber das ist nicht die Wirklichkeit.“
Die Königin verweist darauf, dass es ausländische Gruppen gibt, die sich hier besser integriert haben als andere. „Dies gilt vor allem für Menschen aus Südostasien, während es anderen schwerfällt, den dänischen Rhythmus zu finden“, erklärte Margrethe, die ihren Landsleuten empfiehlt, Flüchtlinge und Zuwanderer freundlich zu empfangen. „Es geht aber vor allem darum, ihnen deutlicher die Werte und Regeln zu erklären, die Dänemark ausmachen. Wenn man das nicht erklären kann, dann wird es schwierig. Daran müssen wir arbeiten und dann auch manchmal deutlich sagen: ,So geht es nicht!‘“
„Ich habe anfangs geglaubt, dass die neuen Bürger so werden wollen wie wir, aber so ist es nicht gelaufen. Es ist schwierig, ja sehr schwierig, und sehr schade für alle Beteiligten“, gesteht die Königin im Interview.
Der Buchautor Thomas Larsen meint, die Königin habe ihre bisherige Haltung zur Integration geändert. In früheren Neujahrsansprachen hat sie die Dänen wegen einer mangelnden Aufnahmebereitschaft kritisiert, jetzt macht sie Flüchtlinge und Zuwanderer darauf aufmerksam, dass die Integration keine Einbahnstraße ist und dass sie die Spielregeln beachten müssen, die hier im Lande gelten.
Kulturminister Bertel Haarder hat bereits vorab das Buch gelesen und freut sich über die Äußerungen der Königin.
„Man kann eine Königin haben, die nichts sagt, aber wir haben das Geschenk, dass wir über eine Königin verfügen, die sich mit Herz und Verstand auch zu kontroversen gesellschaftlichen Problemen äußert. Sie sagt uns allen, dass wir es schaffen können, denn nach ihren Worten gibt es dazu keine Alternative“, so der Kommentar von Bertel Haarder.
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Der Nordschleswiger – 25.10.2016
Quelle: http://www.nordschleswiger.dk/