Bei uns wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag  von der Sommerzeit auf die Winterzeit umgestellt – in der Türkei aber nicht. Ab sofort gilt in dem Land die Sommerzeit durchgehend. Die Regierung hat die Änderung per Dekret verfügt und ist dementsprechend davon überzeugt – aber es gibt auch Kritik.

In der Türkei gilt nur noch die Sommerzeit. Das hat die türkische Führung per Dekret verfügt. So könne das ganze Jahr hindurch das bessere Tageslicht genutzt werden, erklärt Regierungschef Binali Yildirim. „Muss ich vor- oder zurückstellen?“ „Bin ich zu früh oder zu spät dran?“ „Ich komme wegen der Zeitumstellung zu spät.“ – „Ab sofort gibt’s am Arbeitsplatz keine Ausrede mehr.“

Der Zeitunterschied zur mitteleuropäischen Zeit beträgt seit dem gestrigen Sonntag zwei Stunden. Im 1000 Kilometer entfernten Osten der Türkei ist es damit im Winter nicht bereits gegen vier Uhr dunkel. Im Westen wird es dadurch aber später hell.

Ihn beunruhige das, sagt ein Vater in Istanbul: „Meine Frau und ich sind beide berufstätig. Mein Kind muss in der Dunkelheit allein zur Schule gehen. Das gefällt mir nicht.“ Sie könnten ja als Lösung die Schulzeiten etwas verschieben, schlägt ein anderer Vater vor. Das wird wohl nicht passieren. Im Dunkeln zur Schule zu gehen sei ein bisschen schlecht, meint die elfjährige Nilüfer, es sei halt ein bisschen schwieriger.

Etlichen Fußballfans gefällt das zeitliche Abrücken von Europa gar nicht. Anstoß für Champions-League-Spiele wird dann erst um 22.45 Uhr sein. Fußballfan Ömer sorgt sich nicht um seinen Schlaf: „Was soll schon passieren? Wir werden selbstverständlich weiterhin Fußball gucken, wie immer. Wenn man Fußballfan ist, dann spielen eine oder zwei Stunden keine Rolle.“

Sparen die Zeitumstellungen Energie?

Auch in der EU wird immer wieder über Sinn und Unsinn der Sommerzeit diskutiert. Oft wird argumentiert, durch sie werde unterm Strich Energie und damit auch Geld eingespart.

Mehmet Karaca, Professor für Volkswirtschaft in Istanbul, will durch Berechnungen und Vergleichsstudien herausgefunden haben, dass dem nicht so ist: „Zweimal im Jahr wird die Uhrzeit mal vor-, mal zurückgestellt. Am Energieverbrauch ändert sich laut unserer Studie gar nichts. Es wird keine Energie eingespart.“

Zeitlich bewegt sich die Türkei in Richtung Naher Osten und rückt näher an Länder wie Saudi-Arabien, den Iran und Afghanistan heran. Mit der Sommerzeit ab Ende März nächsten Jahres kommt Europa wieder näher heran – um eine Stunde..

von

Günter Schwarz  – 31.10.2016