(Ankara) – Fünf Tage nach der Festnahme ist Haftbefehl gegen den Bürgermeister der Millionenstadt Diyarbakir, Firat Anli, erlassen worden. Über das Schicksal der ebenfalls festgenommenen Vizebürgermeisterin Gültan Kisanak habe das Gericht noch nicht entschieden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu gestern.

Kisanak und Anli waren am Dienstagabend der vergangenen Woche in Diyarbakir, der größten überwiegend von Kurden bewohnten Stadt in der Türkei, festgenommen worden. Ihre Büros und Häuser wurden von der Polizei durchsucht (Sh-UgeAvisen berichtete darüber). Die Staatsanwaltschaft wirft beiden Politikern Verbindungen zu verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor. Die beiden gehören der kurdischen Partei DBP an, dem kommunalen Ableger der im Parlament vertretenen HDP.

HDP-Chef warnt vor „Massaker“

Der HDP-Chef Selahattin Demirtas forderte die in der Westtürkei lebenden Türken gestern in Diyarbakir dazu auf, sich für die Kurden einzusetzen und warnte gleichzeitig vor einem „Massaker“. „Jene, die im Westen der Türkei leben und alle, die für eine Freiheits-, Demokratie- und gerechtigkeitsfreundliche Welt sind, werden – wenn sie heute nicht in die Stimme der Kurden mit einstimmen und die Hand, die die Kurden ihnen reichen, ergreifen – morgen nicht einmal mehr Zeit finden, zu klagen, während sie unter dem Massaker eines Hitler-Faschismus, der sie überwältigen wird, stöhnen“, sagte er laut einem von der HDP verbreiteten Transkript.

von

Günter Schwarz  – 31.10.2016