Der dänische Wahlforscher Kasper Møller Hansen sagt: „Die bevorstehende Kommunalwahl 2017 wird online mitentschieden und durch soziale Medien  in hohem Maße beeinflusst. Die Aktivitäten der Kandidaten vor allem auf Facebook scheinen in engem Zusammenhang mit der Anzahl ihrer  persönlichen Stimmen zu stehen“.  Der Professor der Politikwissenschaften an der Universität København, der derzeit an einer Studie arbeitet, die den Einfluss sozialer Medien auf den Kommunalwahlkampf beleuchtet. Er untersucht  die Online-Wählerbindung von  6.000 Personen, die 2013 für kommunalpolitische Ämter kandidierten und kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem der Auftritt der Politiker auf Facebook wahlentscheidend sein kann.

Auch die dänischen Parteien wissen  um die  Bedeutung der sozialen Medien für die kommende Kommunalwahl. „Wir stecken gerade mitten in den Vorbereitungen. Wie verteilen wir die Mittel? Wieviel Geld investieren wir für Anzeigen in traditionelle Medien und wieviel in Facebook? Klar ist, dass wir unser Budget für Zeitungen oder Internetseiten reduzieren, um in Facebook zu investieren“, sagt Ruth Candussi von der Schleswigsche Partei (SP). Sie selbst hat bereits zwei Facebook-Schulungen besucht, auch der SP-Parteivorsitzende Carsten Leth Schmidt hat sich in Sachen Wählerbindung via Facebook weitergebildet. „Schon 2013 spielte der Wahlkampf über  Kontakte auf Facebook eine große Rolle, das wird 2017 in noch weit größerem Maße zu spüren sein. 2015 waren 62 Prozent der Dänen über Facebook aktiv. Rund 50 Prozent der Dänen beziehen  Neuigkeiten vorrangig über Facebook“, argumentiert Candussi.

Die Partei der deutschen Minderheit in Nordschleswig will die Wähler im Wahlkampf beispielsweise  unter anderem mit kleinen Videos überzeugen. Die rund zehn SP-Spitzenkandidaten in den vier nordschleswigschen Kommunen sollen von lokalen Facebook-Teams unterstützt werden. „Wir wollen die Wähler auf der SP-Seite, auf den lokalen SP-Seiten und auf den persönlichen Facebook-Seiten der Spitzenkandidaten  ansprechen. Der Wahlkampf ist personifiziert, die Leute wollen zunächst einmal wissen, was ihr Spitzenkandidat  zu sagen hat.“

Dennoch wird man nicht auf traditionelle Wahlplakate ganz verzichten. „Ja, wir stellen uns die Frage, wie viele wir aufhängen. Aber es wird welche geben. Damit werden wir wohl keine Wählerstimme gewinnen. Aber wir wollen im Straßenbild sichtbar sein, deshalb gibt es  auch Plakate“, so Candussi.

Auch Stephan Kleinschmidt, Kandidat der SP für den Sønderborger Stadtrat, setzt mehr denn je auf den Online-Wahlkampf. „Ja, bestimmt werden die sozialen Medien im kommenden Wahlkampf eine größere Rolle einnehmen. Facebook, Twitter, Snapchat, Instagram etc. bieten uns Politikern eine eigene Kommunikationsplattform mit enormer Reichweite – nicht nur nach den Prämissen und bei Interesse der traditionellen Medien. Bereits heute nutze ich diese Plattform, aber meine Kommunikation hier ist weiter ausbaufähig. Zum Beispiel werde ich in Zukunft mehr Videobeiträge und Liveschaltungen geben.“ 

von

Günter Schwarz  – 01.11.2016