Elbphilharmonie: Schon mal gucken
(Hamburg) – Heute Nachmittag wurde mit der Eröffnung der Elbphilharmonie-Plaza, einer Aussichtsplattform zwischen dem historischen Kaispeicher und dem gläsernen Neubau, die Elbphilharmonie symbolisch in Besitz genommen und auch das Hotel nimmt den Betrieb auf. Damit kommt eine etwa zehn Jahre dauernde Geschichte voller Höhen und Tiefen zu einem guten Ende.
Ab morgen darf schließlich die Öffentlichkeit nähertreten und nicht zuletzt auch die Gastronomie erobern. Der Konzertbetrieb startet feierlich mit einem großen Eröffnungskonzert am 11. Januar, das einen Tag später, am 12. Januar 2017, nochmals gegeben wird.
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Lob und Kritik von Olaf Scholz
Am offiziellen Festakt nahmen Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes, Generalintendant Christoph Lieben-Seutter sowie die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron teil. Zudem waren auch Anwohner der angrenzenden Hafencity und ehemalige Hafenarbeiter eingeladen.
„Die Elbphilharmonie ist ein Haus für alle. Sie ist wie das Parlament der Musikstadt Hamburg: ein Konzerthaus, das die Welt begeistern wird“, sagte Scholz im großen Konzertsaal. Er äußerte aber auch Kritik an der Entstehung. „Wenn man es richtig geplant hätte, dann hätte die Elbphilharmonie nur 500 bis 600 Millionen Euro gekostet“, sagte er. Die Kosten für den Bau stiegen im Laufe der Zeit von 77 auf 789 Millionen Euro.
Architekten: Ein Haus für alle
Die Architekten Herzog und de Meuron betonten die Besonderheit der Plaza als Ort für alle. Die Elbphilharmonie sei weit mehr als nur ein spektakuläres Konzerthaus: „Sie ist ein einmaliger Ort, der das gesellschaftliche und kulturelle Leben Hamburgs abbildet. Unser Ziel war es, mit der Plaza einen Ort für alle mit einzigartigem Panorama zu schaffen. Der in die Ferne gerichteten Dimension der großen Terrasse, die sich wie ein neuer öffentlicher Platz auf dem Kaispeicher ausdehnt, antwortet die nach innen orientierte Welt der darüber gebauten Philharmonie.“
Nicht mehr als 1.200 Besucher gleichzeitig
Die Aussichtsplattform in 37 Metern Höhe ist mit 4.000 Quadratmetern fast so groß wie der Hamburger Rathausmarkt. Eine zweispurige, konvex gebogene Rolltreppe, die sogenannte Tube, führt direkt zum Panoramafenster der Plaza mit Blick auf den Hamburger Hafen. Der Eintritt zur Plaza ist frei. Weil aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr als 1.200 Besucher zur gleichen Zeit auf die Plaza können, wird der Einlass wegen des großen Andranges über Tickets geregelt. Wer an einem bestimmten Tag kommen möchte, kann die Karten vorbuchen – allerdings für eine Gebühr von zwei Euro.
Kostenlose Tickets für einen Besuch am selben Tag sind ab dem 5. November im neuen Besucherzentrum und im Eingangsbereich der Elbphilharmonie erhältlich. Das Interesse ist riesig.
Die interne Schlüsselübergabe war am Montagabend bereits mit einer Lichtaktion gefeiert worden. Auf der Fassade des gläsernen Baus wurden die Lichter so eingeschaltet, dass in riesigen Buchstaben das Wort „FERTIG“ zu lesen war. Ursprünglich sollte das umstrittene Gebäude bereits 2010 eröffnen.
Noch über 12.000 Mängel
Noch über 12.000 Mängel sind allerdings zu beheben, so weiß das „Hamburger Abendblatt“, wobei die Zeitung das offiziell ausgegebene „nur“ in süffisanten Anführungszeichen druckte. Trotzdem haben Medienlandschaft wie Öffentlichkeit inzwischen auf allgemeines Wohlgefallen umgeschaltet. Schon die ganze Woche über waren überall mehr oder weniger enthusiastische Lobeshymnen zu lesen, insbesondere „Die Zeit“ und „Der Spiegel“, beide in Hamburg ansässig, taten sich dabei hervor.
von
Günter Schwarz – 04.11.2016