Ein Deutscher erinnert auf Twitter die Amerikaner im Namen der Deutschen daran, was passieren kann, wenn man auf einen populistischen Politiker hereinfällt. Einerseits löste er mit dem Hitler-Vergleich eine Welle der Zustimmung aus, aber andererseits gab es auch Morddrohungen gegen ihn.

„Johan Franklin“ ist ein 44-jähriger Hamburger, der in San Diego als IT-Berater arbeitet. Die Möglichkeit, dass das Land, in dem er lebt, Donald Trump zum Präsidenten wählen könnte, ist für ihn unerträglich, weshalb er sich wenige Tage vor der Abstimmung in einer Twitter-Botschaft mit dem Hashtag #beentheredonethat Luft macht:

„Liebe Amerikaner,

macht weiter, wählt den Typen mit der lauten Stimme, der Minderheiten hasst, der droht, seine Gegner einzusperren, sich einen Scheißdreck um die Demokratie schert und behauptet, nur er alleine könne alles in Ordnung bringen. Was kann schon schiefgehen?

Viel Glück.

Das deutsche Volk“

Wahrscheinlich hat „Johan“, der im echten Leben anders heißt, nicht geahnt, wie groß die Resonanz auf seine Botschaft sein würde. Aber sein Tweet verbreitete sich rasant und wurde immer und immer wieder geteilt – unter anderem von Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, die 8,5 Millionen Follower hat. Die Reaktionen seien überwiegend positiv gewesen, sagte der Deutsche der „Huffington Post“ in seinem bisher einzigen Interview. Er habe aber auch Morddrohungen von Trump-Unterstützern erhalten, die sogar seine E-Mail-Adresse herausgefunden hätten. Und natürlich wurde ihm auch unterstellt, eigentlich gar kein Deutscher zu sein, sondern ein US-Amerikaner, der im Auftrag der Clinton-Kampagne twittert.

Parallelen auch zur AfD

Deshalb veröffentlichte „Johan“ einen weiteren Tweet mit dem Titel „Liebes Internet, lasst mich ein paar Dinge klarstellen.“ Darin versichert er unter anderem, mit seiner Geburtsurkunde seine Herkunft nachweisen zu können und schreibt, viele Deutsche seien sehr besorgt, dass ein offensichtlicher Demagoge und absoluter Lügner so viele Leute hinter sich bringen kann.

Es erinnere sie daran, was geschehen kann – und momentan wieder geschieht. Die AfD, die Trump als „aufregende frische Brise“ unterstützten, sammle Wählerstimmen mit den gleichen Lügen, leeren Versprechungen und dem gleichen Rassismus. Auch diese Populisten-Partei sei beängstigend, schreibt „Johan“.

Früher habe man ihn als Deutschen oft gefragt, wie sein Volk auf Hitler habe hereinfallen können. In jüngster Zeit habe er diese Frage nicht mehr oft gehört. Natürlich könne man Trump nicht mit dem Monster Hitler vergleichen, er sei eher ein medienerfahrener Typ wie Goebbels. Aber er habe so die Aufmerksamkeit gewonnen, die er haben wollte, schreibt Johan. Und er sehe viele Parallelen in der Art und Weise, wie Hitler und Trump die Massen trotz der vielen Zeichen, dass alles nicht stimmt, hinter sich scharen konnten. „Danke fürs Lesen und frohes Wählen.“

von

Günter Schwarz – 07.11.2016