Ein Präsident Trump würde jeden Deutschen 34.662 Euro kosten
Sollte sich Donald Trump bei der Wahl zum US-Präsidenten durchsetzen, so hätte das für die Weltwirtschaft verheerende Folgen, und auch Deutschland würde es deutlich zu spüren bekommen und sich sogar auf eine Leidenszeit einstellen. Die Folgen lassen sich relativ genau für jeden Bundesbürger ausrechnen.
Eines der vielen Versprechen des Donald J. Trump lautet: „Wenn ich gewinne, wird es zehnmal so schlimm wie beim Brexit.“ Er dürfte sich mit dieser Ankündigung zwar etwas überschätzen, aber dramatisch werden die wirtschaftlichen Folgen allemal und ohne Zweifel. Es geht nicht nur für die Amerikaner um sehr viel, sondern auch für jeden einzelnen Deutschen geht es bei der Präsidentenwahl am heutigen Dienstag einiges, was sich mit 34.662 Euro und 50 Cent genau beziffern lässt.
Diese Summe könnte jeder Bundesbürger verlieren, sollte Trump die die Wahl zum US-Präsidenten gewinnen und sein sein „Kamikaze –Programm“ durchziehen und – wie viele US-Präsidenten zuvor – auch noch eine zweite Amtszeit antreten. Was in den USA mit der größten Volkswirtschaft der Welt mit dem Dollar als Leitwährung geschieht, hat globale Auswirkungen. So vor allem auf Deutschland, denn die USA ist für Deutschland der wichtigste Handelspartner.
Die Wirtschaftswelt, die noch unter den Nachwirkungen und Folgen der Finanzkrise von 2008 leidet, kann einen unberechenbaren US-Präsidenten wie Trump schlecht vertragen. In der Folge würden die Finanzmärkte abstürzen, die globale Ökonomie würde langsamer wachsen und zudem drohen weltweite Handelskriege aufgrund von restriktiven Maßnahmen, die Trump sicherlich veranlassen wird. Rechnet man all das herunter, so ergibt sich Deutschlands Wohlstandsverluste durch einen Präsidenten Trump am Ende fast 35.000 Euro pro Bürger.
Im Falle eines Trump-Siegs bei der Präsidentschaftswahl müssten sich auch die Deutschen auf herbe Verluste einrichten.
Trumps Sieg würde die Märkte überraschen
Ein Erfolg Trumps würde die Akteure unvorbereitet treffen. „Der Brexit und ein Trump-Sieg sind zwei verschiedene Arten von Schocks, aber es gibt Parallelen“, sagt Michala Marcussen, Chefökonomin der französischen Großbank Société Générale. Tatsächlich hatte auch das Ergebnis des Brexit-Votums die Märkte überrumpelt.
Nach Berechnungen der Deutschen Bank könnten die europäischen Börsen um bis zu zehn Prozent einbrechen, sollte Trump gewinnen. Schließlich verabscheuen Investoren nichts so sehr wie die Unsicherheit – denn die lässt sich nicht berechnen, lässt sich nicht in Modelle fassen.
Deshalb könnten Aktien mit einem hohen Risikoabschlag belegt werden. Alle börsennotierten deutschen Konzerne sind nach Angaben des Datendienstes Bloomberg aktuell 1.600 Milliarden Euro wert, ein Abschlag von zehn Prozent würde damit einen Wert von 160 Milliarden Euro vernichten.
Trump würde die Globalisierung zurückdrehen
Mit Trump droht ein Rückfall in die ökonomische Steinzeit. Er will neue Zölle einführen, Güter aus Mexiko mit einem Aufschlag von 35 Prozent belegen, Güter aus China sogar mit 45 Prozent. Damit möchte er die Amerikaner motivieren, heimische Produkte zu kaufen.
Die anderen Länder dürften das kaum hinnehmen und ihrerseits Zölle auf US-Güter erheben – es könnte der Beginn eines Handelskriegs sein. Zugleich plant Trump, den Freihandel zu beschränken. Die Transatlantische Partnerschaft (TTP) steht auf dem Spiel, ebenso das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta). Und TTIP – der Deal mit Europa – wäre mit einem Präsidenten Trump schon tot, ehe er auch nur eine Chance erhielte.
Trump würde die Globalisierung zurückdrehen – für die Exportnation Deutschland eine verheerende Aussicht. Der Wert der Ausfuhren in die USA hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt, das Land hat Frankreich als wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik inzwischen abgelöst. Die Importe aus Amerika hingegen haben sich nur wenig verändert. Der deutsche Exportüberschuss ist deshalb deutlich gewachsen. 2010 lag er im Handel mit den Vereinigten Staaten bei 20 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr bei fast 55 Milliarden.
Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik.
Sollte Trump seine protektionistischen Pläne wahr machen, würde das globale Handelsvolumen sinken – und das deutsche Exportplus verpuffen. Unserer Wirtschaft droht damit in den kommenden acht Jahren ein Minus von 198 Milliarden Euro.
Ein Präsident Trump könnte das Gefüge der Weltwirtschaft durcheinanderbringen. Deren Wachstum würde für lange Zeit gemindert. „In den vergangenen 200 Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der globale Handel Wohlstand und Wachstum schafft“, sagt Florian Baier, Stratege des unabhängigen Analysehaus Fathom Consulting. Gerade in der jüngeren Zeit hätte die Politik daher alles darangesetzt, Zölle und andere Hemmnisse zu tilgen. „Geht es nach Trump, wird dieser Konsens aufgekündigt und der Welthandel zurückgedreht“, sagt Baier.
Mittelschicht in den Industriestaaten hat viel zu verlieren
Denn ein Großteil der Bevölkerung ist ein Verlierer der Globalisierung. Vor allem die Mittelschicht in den Industriestaaten kommt nicht so gut weg. Das zeigt besonders plastisch der sogenannte Elefanten-Chart. Er offenbart, dass nur die ärmeren Menschen in den Entwicklungsländern und die Reichen profitieren konnten.
Doch eine Wende in der Globalisierung würde das Potenzialwachstum der Welt deutlich reduzieren. Das ist jene Rate, mit der die globale Ökonomie Jahr für Jahr wachsen kann. Seit der Jahrtausendwende legt sie mit einer durchschnittlichen Rate von drei bis fünf Prozent zu.
Mit einer Isolationspolitik, wie Trump sie anstrebt, könnten zwei Prozentpunkte verloren gehen. Auf lange Sicht würde das dramatische Wohlstandsverluste bedeuten. So könnte die Weltwirtschaft nach zwei Amtsperioden Trumps im Jahr 2024 gut 17 Billionen Dollar eingebüßt haben.
„Gerade die Exportnation Deutschland wäre betroffen, sollte es in der Welt zu neuem Protektionismus kommen“, sagt Analyst Florian Baier. Trump könnte Teil einer globalen Bewegung werden, die mit dem Brexit im Sommer in Großbritannien begonnen hat und sich mit einem Vormarsch weiterer Populisten in Frankreich oder Italien fortsetzen könnte.
Für diesen Fall dürfte die hiesige Wirtschaft bereits im kommenden Jahr in die Rezession rutschen, die sich 2018 noch verschärfen würde. Im sogenannten Donald-Dark-Szenario sehen die Fathom-Strategen Deutschland 2017 um 0,4 Prozent schrumpfen und 2018 sogar um 0,6 Prozent. Das allein käme einem Wachstumsverlust von knapp vier Prozentpunkten gleich.
Rechnet man die Fathom-Kalkulation auf zwei mögliche Amtszeiten Donald Trumps hoch und addiert die Börsenabstürze und Exporteinbrüche hinzu, stehen für Deutschland rund 2,77 Billionen Euro auf dem Spiel. Für jeden der 80 Millionen Deutschen ist das eben ein Verlust von etwa 35.000 Euro.
von
Günter Schwarz – 08.11.2016