Regelmäßiger Zigarettenkonsum richtet möglicherweise mehr Schaden an, als bisher angenommen. US-Forscher haben in einer großangelegten Studie den Einfluss des Rauchens auf die Erbgutaktivität untersucht. Dennoch ist die Ursache dafür ist noch nicht vollständig entschlüsselt, aber Forscher zeigten nun erstmals, zu welchen Mutationen Tabakkonsum führt.

Nicht nur Krebs und Herzversagen: Wer raucht, erhöht sein Risiko auch bei Krankheiten, die bisher als nicht typisch raucherbedingt galten – darunter Infektionen oder Nierenversagen. Immerhin 17 Prozent der durch Tabak erhöhten Sterberate hängen nicht mit typischen Raucherkrankheiten zusammen, wie US-Mediziner herausgefunden haben. Das sei ein weiterer wichtiger Grund, Raucher zum Aufhören aufzufordern – denn das Aufhören steigert deutlich die Lebenserwartung, schreiben die Forscher im „New England Journal of Medicine“.

Rauchen steigert drastisch das Krebsrisiko und die Gefahr durch Herz-Kreislauf-Krankheiten – das ist mittlerweile vielfach belegt. Rund sechs Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an den Folgen von Tabakkonsum. Lungenkrebs ist sicher die bekannteste und gefürchtetste Folgeerscheinung des Rauchens, aber auch andere Krebsarten, etwa im Mund- und Rachenraum, sind häufig. Rund sechs Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an den Folgen von Tabakkonsum.

Dazu kommen Blutgefäßkrankheiten bis hin zum typischen „Raucherbein“, wenn sich eine Arterie durch Ablagerungen vollständig schließt. Die Lebenserwartung von Rauchern ist wegen solcher Folgekrankheiten deutlich niedriger. Rheuma und Impotenz sind weitere drohende Folgen des Rauchens.

Dafür untersuchten sie mehr als 5.000 Tumore und verglichen solche von Rauchern mit solchen von Menschen, die noch nie geraucht hatten. Dabei entdeckten sie spezielle Veränderungen des Erbguts in den Tumoren der Tabakkonsumenten. Wissenschaftler um Brian Carter von der American Cancer Society haben festgestellt, dass auch andere als die weitläufig bekannten Krankheiten bei Rauchern eine wichtige Rolle spielen. In einer Metastudie untersuchten die Mediziner Daten von fast einer Million Studienteilnehmern mit einem Alter von über 55 Jahren. Der beobachtete Zeitraum erstreckte sich vom Jahr 2000 bis 2011.

Rauchen: DNA verändert sich

Die im Fachmagazin „Science“ veröffentlichte Untersuchung zeigte: Das Risiko 17 verschiedener Krebsarten stieg durch den Tabakkonsum. Fünf Mutationsmuster kamen dabei besonders häufig vor. Am häufigsten traten Veränderungen des Erbguts in der Lunge, der Rachenhöhle und im Mund auf. Doch auch weiter entfernte Organe, wie etwa die Leber oder die Harnblase, die nicht direkt mit dem Rauch in Berührung stehen, waren betroffen.

„Bislang hatten wir eine Vielzahl epidemologischer Hinweise auf die Verbindung zwischen Rauchen und Krebs. Jetzt können wir die von Zigaretten verursachten molekularen Veränderungen in der DNA endlich überprüfen und quantifizieren“, sagte Erstautor Ludmil Alexandrow vom National Laboratory.

Nierenversagen und Infektionen

Auch stellten sie fest, dass rund 17 Prozent der erhöhten Sterberate bei Rauchern nicht mit den bisher dafür als typisch geltenden Erkrankungen zusammenhängen. Das relative Risiko etwa, an Nierenversagen zu sterben, ist bei Rauchern 1,7 bis 2,3 Mal höher. Das Risiko einer tödlichen Infektion steigt um das 2- bis 2,7-Fache. Verglichen mit den bekannten Risiken ist das zwar relativ niedrig – bei den typischen Tabak-Folgekrankheiten liegt das Risiko um bis zu 25 Mal höher. Die Zahlen belegen jedoch ein bedeutend größeres Ausmaß als bisher bekannt war.

Aus diesem Grund sollten sich auch Ärzte anderer Fachrichtungen, die sich zuvor weniger damit beschäftigt haben, mit den Folgen des Rauchens auseinandersetzen, meint Michael Hallek von der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM): „Die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur den schädigenden Einfluss des Tabakkonsums, sondern machen auch klar, dass das Thema Internisten aller Schwerpunkte angeht“, so Hallek. „Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die gesundheitlichen Schäden durch Rauchen vielfältig sind und über das klassische abschreckende Bild vom Lungenkrebs hinaus weitere schwere gesundheitliche Einbußen damit verbunden sind.“

Hoffnung für Aufhörer

Die DGIM nimmt die aktuelle Studie zum Anlass, erneut auf die Gefahren des Rauchens hinzuweisen. Lebenserwartung, Lebensqualität und Gesundheit erhöhten sich, wenn Menschen auf Zigarette, Zigarre, Pfeife und anderen Tabakkonsum verzichten. Raucher sollten darum so bald wie möglich damit aufhören.

Denn für die Aufhörer macht die Studie die größte Hoffnung: „Interessanterweise nimmt nach einem gänzlichen Rauchstopp gerade bei diesen jetzt neu dem Rauchen zugeordneten Erkrankungen das Risiko wieder ab“, erläutert Hallek. Je früher Raucher aufhören, desto besser. Denn mit den Jahren, die der Rauchstopp zurückliegt, sinkt das erhöhte Risiko für diese Erkrankungen und verschwindet bei einigen gänzlich. „Diese Erkenntnisse bestätigen einmal mehr, dass es sich jederzeit lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören“, fasst Hallek zusammen.

von

Günter Schwarz – 10.11.2016