(Berlin) – Gestern, am Volkstrauertag veranstaltete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Die zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Berlin. Die  Gedenkstunde, die traditionell unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten steht, begann um 13.30 Uhr und wurde vom ZDF direkt übertragen.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges suchten an die 250.000 deutsche Flüchtlinge und Vertriebene aus dem ehemaligen Osten Deutschlands Schutz in Dänemark. Aus diesem Grund lud der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den dänische Statsminister (Ministerpräsident) Lars Løkke Rasmussen ein, der mit seiner Gedenkrede eine seiner wichtigsten Reden außerhalb des Königreichs hielt. Traditionell nehmen an der Veranstaltung die höchsten Repräsentanten der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland teil und etwa 1.600 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren zu der Veranstaltung erschienen.

In seiner Gedenkrede zum Volkstrauertag warnte der dänische Statsminister Lars Løkke Rasmussen vor Populismus. „Wir dürfen uns nie wieder von einfachen Lösungen und Populismus verführen lassen“, sagte Rasmussen bei der Gedenkfeier im Bundestag. 

„Wir erleben feige Terroranschläge, mit denen unsere Freiheit und demokratische Gesellschaft zerstört werden sollen“, sagte Rasmussen. Die Wirtschaft wachse nur langsam, Nationalismus und Protektionismus entwickelten sich zu falschen Symbolen der Hoffnung. „Das darf nicht zu noch mehr Spaltung führen“, sagte Rasmussen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich die europäischen Länder für Versöhnung entschieden. „Wir Europäer müssen den Opfern von Konflikten und Unterdrückung auf der ganzen Welt zur Seite stehen.“

Rasmussen appelliert an die Grundwerte Europas

„Europa hat starke Grundwerte: Freiheit, Demokratie, Gleichheit, die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde. Das ist das Fundament, auf dem Europa aufgebaut wurde. Gestützt auf diesem Fundament müssen wir auch in Zukunft Stabilität jenseits unserer Grenzen fördern“, sagte Rasmussen. Die Geister der Vergangenheit dürften sich nicht durch die Hintertür wieder einschleichen.

Nach Informationen der Vereinten Nationen sind derzeit weltweit 65 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung – mehr als je zuvor. Entsprechend haben die Organisatoren des Volkstrauertags das Thema Flucht und Vertreibung in diesem Jahr besonders ins Bewusstsein gerückt. In seiner Gedenkrede erinnerte der dänische Ministerpräsident daran, dass am Ende des Zweiten Weltkriegs viele deutsche Flüchtlinge und Vertriebene Schutz in Dänemark suchten.

Von der Leyen vertrat die Kanzlerin

Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Zusammen mit Vertretern von Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht legte Gauck am Sonntag in Berlin an der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik, der Neuen Wache, Kränze nieder. Danach versammelten sich Politiker und Gäste zur Feierstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bundestag.

Bei der Gedenkfeier im Bundestag war der Bundestag durch Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) vertreten. Außerdem nahmen die Präsidentin des Bundesrates, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Ferdinand Kirchhof, sowie in Vertretung der Kanzlerin Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) daran teil.

Die Kriegsgräberfürsorge

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit seiner Bundesgeschäftsstelle in Kassel kümmert sich im Auftrag der Bundesregierung vor allem um die Gräber deutscher Kriegstoter im Ausland. Die humanitäre Organisation wurde 1919 von heimkehrenden Soldaten des Ersten Weltkrieges gegründet. Mithilfe dieser Bürgerinitiative konnten sie sich um die Gräber ihrer gefallenen Kameraden im Ausland kümmern – eine Aufgabe, die die Weimarer Republik wirtschaftlich nicht stemmen konnte.

von

Günter Schwarz – 14.11.2016