Ein ARD-Bericht über die Bezahlkarten in den Bundesliga-Stadien schlägt hohe Wellen. Einigen Vereinen droht Ärger mit den Verbraucherschützern. Die bargeldlosen Bezahlsysteme in einigen Stadien rufen Verbraucherschützer auf den Plan. Nach einem Undercover-Test blühen unter anderem den Bayern rechtliche Schritte.

Die „Abzocke“ mit dem Plastikgeld hat für einige Klubs der Fußball-Bundesliga – unter anderem den FC Bayern München – juristische Konsequenzen. Weil Currywurst, Pommes und Bier teilweise nur mit umständlichen Bezahlkarten gekauft werden können, bereiten die Verbraucherzentralen Abmahnungen gegen die Betreiber vor, die sogar vor Gericht führen könnten. Für die Vereine scheint das bargeldlose System ein lukratives Geschäft zu sein. Insgesamt sieben der 36 Erst- und Zweitligisten bevorzugen Plastikgeld. Verbraucherzentralen gehen gegen dieses umstrittene Bezahlkartensystem bei einigen Fußball-Bundesligisten vor.

Nach einem Undercover-Test der „gäbe es demnach erste rechtliche Schritte. Gemeinsam mit Verbraucherzentralen hat das ARD-Team die bargeldlosen Bezahlsysteme in fünf Bundesligastadien getestet.

Die Ergebnisse fielen zum Teil so aus, dass die Verbraucherschutzzentralen jetzt Konsequenzen ziehen. Gegen die Betreiber der Bezahlsysteme in den Arenen der Bayern, des FC Augsburg und Schalke 04 etwa wollen die Verbraucherschützer mit Abmahnungen rechtlich vorgehen.

Laut eines Berichts der „ARD-Radio-Recherche“ hat Rekordmeister Bayern München im Jahr 2010 durch seine für die Arena-Karte zuständige GmbH rund 2,4 Millionen Euro Erträge durch verfallene Guthaben ausgewiesen – nur, weil die Fans ihre Karte nicht entladen und dann wahrscheinlich irgendwo in der Schublade vergessen haben.

„Man muss sich anstellen, um die Karte zu bekommen. Man muss sich anstellen, um dann die Getränke und das Essen zu kaufen. Und schlussendlich muss man sich nochmal anstellen, um die Karte umzutauschen, und sein Geld wieder zurückzubekommen“, erklärte Tatjana Halm.

Die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale Bayern hatte den Test in München durchgeführt und kritisierte, dass es „zu wenig geöffnete Schalter und viele Wege“ gibt – da wird nicht ausreichend alles getan.“

Die Verbraucherzentrale in Hessen prüft zudem rechtliche Schritte in Bezug auf das Stadion von Eintracht Frankfurt. Kritikpunkte gab es auch an den Systemen von Borussia Dortmund sowie von Hertha BSC im Berliner Olympiastadion. Diese wiegen jedoch weniger schwer, weil in beiden Arenen auch mit Bargeld bezahlt werden kann.

Kompliziertes System kostet Fans Geld

Bemängelt wird, dass beim Bezahlen mit einer speziellen Plastikkarte statt mit Bargeld nach dem Stadionbesuch oft ein Restguthaben übrig bleibt – Geld, das viele Fans letztendlich ebenfalls los sind.

Da die Rückerstattung vielen Besuchern zu kompliziert ist, verfällt das Guthaben am Ende. Diese sogenannten „Schlummergroschen“ könnten für Vereine und Betreiber der Bezahlsysteme ein lukratives Zusatzgeschäft bedeuten, zu Lasten der Zuschauer.

Kritiker bemängeln die Rückerstattungs-Regeln massiv und fordern mehr Transparenz. Ebenfalls beanstandet werden eine zu kurze Gültigkeit der Bezahlkarten bzw. eine dadurch zu knapp bemessene Frist, innerhalb derer Restguthaben zurückerstattet werden.

Die Bayern erklärten dazu am Donnerstagnachmittag auf ihrer Homepage: „Unser bargeldloses Bezahlsystem wird von den Fans des FC Bayern und den Besuchern aus dem In- wie Ausland seit mehr als zehn Jahren verstanden und sehr gut angenommen. Anders als nun von einem Teil der Medien dargestellt, gibt es bei der Rückgabe der Kartenguthaben keine grundsätzlichen Probleme.“

Auch das Rückerstattungssystem funktioniere einwandfrei: „Wie auch in der Vergangenheit erstattet der FC Bayern auch in Zukunft auf der Bezahlkarte verbliebene Restguthaben anstandslos zurück – unabhängig von irgendwelchen Fristen oder deren Ablauf.“

Viele Stadionbesucher hätten zudem in E-Mails und Anrufen an den Verein und die Allianz Arena Stadion GmbH ihre Zufriedenheit mit Bezahlsystem in der Allianz Arena ausgedrückt.

Schalke 04 verwies am Donnerstag darauf, dass trotz entsprechender Passagen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen „keine Bearbeitungsgebühr erhoben“ werde und die Auszahlung des Restguthabens „entweder sofort bei Barauszahlung oder innerhalb weniger Tage bei Überweisung“ erfolgen würde.

Die Fans fordern vor allem Auskunft darüber, was mit den „Schlummer-Euro“, also dem verfallenen Guthaben passiert. „Das ist ja nichts anderes als ein zinsloses Darlehen, das ich dem Verein gebe. Und da wäre schon mal interessant, wie viel dann letztendlich an Geld den Vereinen zur Verfügung gestellt wird, und womit die dann sofort arbeiten können“, sagte Rainer Vollmer von der Fanvereinigung „Unsere Kurve“.

von

Günter Schwarz – 18.11.2016