Machtkampf um Aldi-Nord-Erbe des Berthold Albrecht spitzt sich zu
Vier Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes findet Babette Albrecht drastische Worte für den Erben der Discounter-Kette Aldi Nord und seine Entscheidung aus dem Jahr 2010, die einen Familienstreit auslöste. Laut der „Bild am Sonntag“ („BamS“) bezeichnet sie ihren Ehemann Berthold als „nicht geschäftsfähig“ und begründet das mit „seiner schweren Alkoholkrankheit“.
In einer Stellungnahme fürs Gericht, aus der die „BamS“ zitiert, schreibt die Witwe: „Todesursache war ein durch die Alkoholkrankheit hervorgerufenes multiples Organversagen.“ Die Aldi-Familie galt jahrzehntelang als äußerst verschwiegen.
Babette Albrecht und ihre fünf Kinder kämpfen gegen Bertholds Bruder Theo Albrecht um die Macht im Konzern Aldi. Die drei Stiftungen mit den Namen Lukas, Markus und Jakobus spielen dabei die entscheidende Rolle. Knapp zwei Jahre vor seinem Tod, am 23. Dezember 2010, änderte Berthold Albrecht die Satzung der Jakobus-Stiftung zuungunsten seiner Frau und seiner Kinder.
Albrecht-Witwe Babette erklärt laut „Bild am Sonntag“, dass ihr Ehemann schwer alkoholkrank und „nicht geschäftsfähig“ gewesen sei.
Schwere Vorwürfe gegen Babette Albrecht
Dem Oberverwaltungsgericht Schleswig, das den Fall demnächst verhandelt, liegen laut „BamS“ allerdings eidesstattliche Erklärungen von hochrangigen Aldi-Managern vor, die keinerlei Zweifel an Berthold Albrechts Geschäftsfähigkeit haben. Laut ihren Darstellungen wurde die Satzungsänderung in den Wochen zuvor mehrmals mit Berthold Albrecht erörtert. Er habe genau gewusst, was er da unterschreibe, heißt es. Zudem sei er im November 2010 auf Vorschlag seines Bruders Theo für fünf Jahre zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt worden.
Im Sommer hatte sich Theo Albrecht erstmals ausführlich in einem Interview geäußert. Gegen seine Schwägerin Babette richtete er im „Handelsblatt“ schwere Vorwürfe: Sie versuche mit allen Mitteln, ihren Einfluss innerhalb des Unternehmens zu vergrößern und schrecke dabei auch nicht vor falschen Behauptungen zurück. „Mein Bruder würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er wüsste, was hier abläuft.“
Der Discounter Aldi ist einer der weltweit größten Handelskonzerne. In Deutschland betreibt Aldi Nord mit Sitz in Essen rund 2400 Filialen und erzielte mit 28.000 Mitarbeitern zuletzt rund zwölf Milliarden Euro Jahresumsatz. Nicht betroffen vom Erbstreit ist Aldi Süd mit Sitz in Mülheim an der Ruhr.
von
Günter Schwarz – 20.11.2016