(København) – Weil die größte Insel der Erde, das nordamerikanische Grønland, zum Königreich Dänemark gehört, gehört auch ein beträchtlicher Teil der Arktis dem kleinen Land in Nordeuropa. Um die maritimen Abgrenzungen gibt es, vor allem wegen der dort vermuteten unterseeischen Bodenschätze, seit Jahren diplomatische Gerangel unter den Anrainerstaaten, zu denen auch Russland, die USA, Kanada und Norwegen gehören.

Die Arktis soll vom Weltraum aus erschlossen werden

Jetzt will die dänische Regierung dafür sorgen, dass dänische Unternehmen maßgeblich an der technologischen Erschließung der Nordpolarregion beteiligt werden. Telekommunikation, Satellitenüberwachung und Drohnenverkehr – das sind einige der Gebiete, auf denen es gilt, die Nase vorne zu haben. Nicht nur aus machtpolitischen Gründen – sondern vor allem auch aus wirtschaftlichem Interesse.

Außenminister Kristian Jensen (Venstre /sozialliberale Partei) hat deshalb am Mittwoch 30 dänische Unternehmen zu einer Konferenz nach København geladen. Er selbst musste wegen der Regierungsumbildung absagen, wurde von seinem Abteilungschef Ulrik Vestergaard Knudsen vertreten. Und der rief die Teilnehmer dazu auf, sich den sicherheitspolitischen, rettungsdienstlichen, wirtschaftlichen und umwelttechnischen Herausforderungen im äußersten Norden anzunehmen. „Und eine der Lösungen ist die raumbasierte Infrastruktur“, so Knudsen.

Dänisches Militär bisher auf kommerzielle Satellitenbilder angewiesen

Mit anderen Worten: Satelliten und andere hochtechnologische Werkzeuge sollen aus großer Höhe abgelegene Siedlungen mit der Außenwelt verbinden und einen visuellen Überblick über die enormen Land- und Seegebiete verschaffen.

Für das dänische Militär sind solche Technologien schon jetzt entscheidend beim Einsatz in Grønland, doch laut Kasper Høegh-Jensen, Abteilungschef im Verteidigungsministerium, gibt es noch viel zu wenige Informationsquellen.

„Bisher wurden die Militäreinheiten ad hoc eingesetzt und nicht auf Grundlage eines klaren Bildes der Arktis. Hier besteht der Wunsch, dass Satellitenbilder dabei helfen, unsere wenigen Kräfte zielgerichteter und effektiver einzusetzen“, sagt er.

Über die Mitgliedschaft in der europäischen Weltraumagentur ESA hat Dänemark auf Satellitenbilder von Grønland zugriff – doch das reiche längst nicht aus, meint Høegh-Jensen. 32 Millionen Kronen (4,3 Millionen Euro) hat das dänische Militär deshalb für 2017 abgesetzt, um Daten aus kommerziell betriebenen Satellitendiensten kaufen zu können.

Dänische Regierung macht Mut – und hält die Hand auf der Kasse

Viel Geld – doch längst nicht genug, um die dänischen Technologieunternehmen dazu zu bringen, sich in der Arktis zu engagieren. Das wurde auf der Konferenz auch deutlich. Doch mehr Geld ist von dänischer Seite aus nicht im Spiel, so der Chef des Neuen Raumkontors im Forschungsministerium, Peter Sloth. Er forderte deshalb die Unternehmen dazu auf, den Blick nach Brüssel zu richten. Im EU-Projekt Horizon 2020 würden große Summen vergeben. 

„Hier gibt es wirklich ungenutzte Möglichkeiten, liebe Freunde. Die dänische Wirtschaft ist unglaublich schlecht darin, sie zu ergreifen, und dafür habe ich nicht das geringste Verständnis“, schärfte er den Teilnehmern ein. Es könne durchaus kompliziert sein, EU-Mittel zu beantragen, aber „das ist es für alle anderen auch!“

Forscher: Regierung muss bereit sein, zu investieren

Der Raumforscher Michael Linden-Vørnle von der Technischen Universität Dänemarks (DTU) stimmte ihm zu – und wies ihn zugleich darauf hin, dass die Regierung mehr tun müsse, als nur zu Aktionismus aufzurufen. „Hier muss Geld investiert werden. Das funktioniert nicht von alleine. Wenn wir einen lebensfähigen dänischen Raumsektor wollen, müssen wir uns auf ein gewisses Level begeben, denn es reicht für die Unternehmen nicht, nur an einem seidenen Faden als Zulieferer zu hängen“, so der Forscher.

von

Günter Schwarz – 24.11.2016