Soziale Medien sind konzipiert für Falschmeldungen
Die Fachwelt staunt: Mark Zuckerberg verliert sich in Erklärungen und Ausflüchten – und sogar die Kanzlerin drückte ihre Besorgnis aus.
Über die sozialen Medien werden Falschnachrichten verbreitet.
Na sowas!
Ernsthafte Frage: Haben soziale Medien, also ein Netzwerk von Privatpersonen, den Anspruch, stets richtig und aktuell zu sein? Oder ist es nicht vielmehr so, dass soziale Medien als private Diskussions- und Kommunikationsplattform dienen sollten – und somit Unrichtigkeit von vornherein einkalkulieren? Natürlich wäre es wünschenswert, wenn sich zu einem Thema nur derjenige zu Wort meldete, der auch Ahnung hat, wovon er redet. Ein Zustand, der wohl insbesondere nicht und noch nie auf die sozialen Medien zutraf. Auf Facebook, Twitter und anderen Netzwerken darf jeder seine Meinung, sei sie noch so bizarr oder exotisch, frei formulieren und anschließend können/dürfen andere Leute diese Meinung diskutieren. Das ist das Konzept sozialer Medien.
Dass Nachrichten und Medienhäuser sich längst auch diesen Markt erschließen, stünde auf einem ganz anderen Blatt. Ich glaube nicht, dass sich ein Herr Zuckerberg in den frühen Stunden von Facebook ausgemalt hat, dass sämtliche Zeitungen und Medien ihre Wahrheiten über sein Netzwerk verbreiten. Ebenso wenig, wie Kevin Systrom und Mike Krieger (die Erfinder von Instagram) geplant haben mögen, dass Ihr Bildnetzwerk zum Mekka der Produktwerbung avanciert. Soziale Netzwerke sind also konzipiert für Privatpersonen mit privater Nutzung und unterliegen damit, grundsätzlich erst einmal, keinem Wahrheitsanspruch.
Dass sich Falschnachrichten durch soziale Medien so hervorragend schnell verbreiten lassen, liegt daran, dass der Anwender gar nicht mehr weiß, wem er nun glauben soll und wem er nicht glauben muss. Wenn man weiß, dass ein privates Netzwerk nur von Privatpersonen genutzt wird, geht man mit Nachrichten anders um. Wenn diese Privatnachrichten nun mit echten und falschen Nachrichten durchwoben werden, muss man überlegen, was richtig sein könnte – und was nicht. Die Schuldfrage läge demnach nicht bei der Dummschwätzerei von Privatpersonen auf der eigens dafür konzipierten Plattform, sondern bei der angeblichen Notwendigkeit „ordentlicher Medien“ sich auch dieser Plattformen zu bedienen.
Die Frage, ob sich staatliche Institutionen nun der Fehl- und Falschmeldungen annehmen sollte, wäre ein zweischneidiges Schwert, da damit auch Privatpersonen garantieren müssten, nur das weiterzugeben (zu teilen), was der Wahrheit entspricht … und wer kann das auf einem Spielplatz schon immer wissen?
von
Michael Schwarz – 24.11.2016