Die bei der US-Wahl weit abgeschlagene Präsidentschaftskandidatin der Grünen, Jill Stein, hat im Bundesstaat Wisconsin offiziell eine Nachzählung der Stimmen für die US-Präsidentschaftswahl 2016 beantragt. Für Wisconsin wurde der Antrag nun vor Ablauf der Frist am Freitag eingereicht, hieß es. Das bestätigte die Wahlkommission in Wisconsin am Freitag in einer Mitteilung. Der Republikaner hatte in Wisconsin mit einem Vorsprung von etwa 27.000 Stimmen gewonnen und auch Pennsylvania knapp für sich entschieden. Sie will außerdem auch Neuauszählungen in Pennsylvania und Michigan beantragen.

Die Neuauszählung in Wisconsin muss bis zum 13. Dezember abgeschlossen sein. Will Stein auch entsprechende Anträge in den beiden anderen Staaten einreichen, muss sie das in Pennsylvania spätestens am Montag tun, in Michigan am Mittwoch. Dann laufen die Fristen ab.

„Wir bereiten uns jetzt auf eine landesweite Nachzählung vor“, sagte der Leiter der Kommission, Michael Haas. Sie muss bis spätestens 13. Dezember abgeschlossen sein. Der Bundesstaat und seine zehn Wahlmännerstimmen waren völlig überraschend mit einem Vorsprung von rund 27.000 Stimmen an Donald Trump gegangen. Stein will auch Nachzählungen in Pennsylvania und Michigan anstrengen – nur wenn all drei Staaten kippen würden, würde sich das Gesamtergebnis ändern.

Die Stimmen wurden von Wahlcomputern ausgewertet, die „höchst anfällig für Hacker und bösartige Umprogrammierungen“ gewesen seien, hieß es von Steins Kampagne. „Wir verdienen Wahlen, denen wir vertrauen können“, erklärte das Wahlkampfteam weiter. Experten hätten in den drei Staaten „statistische Anomalien“ festgestellt.


Grünen-Chefin Stein will auch in Pennsylvania und Michigan nachzählen lassen
Bisher gibt es allerdings keine Belege dafür, dass die knappen Siege Trumps in den drei Staaten etwas mit Manipulation zu tun haben könnten. Das Wahlkampfteam von Hillary Clinton sieht das offenbar ähnlich, die Demokraten haben bisher keine Neuauszählungen oder Überprüfung der Stimmzettel beantragt.

Computerexperten hatten die Demokraten zuvor bereits darauf hingewiesen, dass die in Wisconsin benutzten Wahlautomaten anfällig für Hackerangriffe sind und deswegen in anderen Bundesstaaten, etwa Kalifornien, nicht benutzt werden dürfen. Clinton hatte in Stimmbezirken, in denen Wahlmaschinen benutzt wurden, signifikant schlechter abgeschnitten als in Wahllokalen, wo auf handgeschriebene Stimmzettel gesetzt worden war.

Steins Team schätzt, dass eine Neuauszählung in Wisconsin 1,1 Millionen Dollar (etwa eine Million Euro) kosten werde. Bis Freitag hatte die Kampagne der Präsidentschaftskandidatin 4,8 Millionen Dollar (etwa 4,5 Millionen Euro) gesammelt, um Neuauszählungen in allen drei US-Staaten zu beantragen.

Landesweit waren bei der Wahl am 8. November auf Clinton rund zwei Millionen mehr Stimmen entfallen als auf Trump. Die Vergabe der Wahlmänner erfolgt jedoch auf Basis der Bundesstaaten nach dem „The winner takes all“-Prinzip: Hohe Siege zählen nicht mehr als knappe. Experten geben der Initiative von Stein nicht allzu viele Chancen auf Erfolg.

Eine Neuauszählung würde wohl nicht reichen, da auch die Wahlcomputer untersucht werden müssten, um festzustellen, ob eine Manipulation vorgelegen haben kann. Der renommierte Wahlforscher und FiveThirtyEight-Gründer, Nate Silver, äußerte Zweifel an dem Gehalt der Vorwürfe.

Schon nach einer schnellen Datenanalyse habe er kein beunruhigendes Ergebnis gefunden, teilte der Experte mit. Ganz im Gegenteil würden inkriminierte „Effekte (also Unterschiede je nach Stimmenauswertungsvariante, Anm.) komplett verschwinden“. Zwar räumte er ein, dass möglicherweise eine tiefgehende Analyse ein anderes Ergebnis darstellen könnte, doch sei es nie ein gutes Zeichen, wenn ein Ergebnis nicht einmal einem Kurzcheck standhalte.

von

Günter Schwarz  – 26.11.2016