Peter Hintze verstorben
Seit Jahrzehnten prägt der evangelische Theologe Hintze die Politik der CDU. Nun ist der Bundestagsvizepräsident in der Nacht zum Sonntag im Alter von 66 Jahren gestorben. Politiker äußern sich bestürzt und würdigen ihn als einen „der geistreichsten und warmherzigsten Menschen“ in der Politik.
Der Bundestagsvizepräsident und frühere CDU-Generalsekretär Peter Hintze ist tot. Er sei in der Nacht auf Sonntag an einer Krebserkrankung gestorben, teilte eine Sprecherin der nordrhein-westfälischen CDU mit. Hintze litt bereits seit einiger Zeit an einer Krebserkrankung.
Der 1950 im nordrhein-westfälischen Bad Honnef geborene Hintze studierte evangelische Theologie und war von 1980 bis 1983 als Pfarrer in Königswinter tätig. Danach wurde er Bundesbeauftragter für den Zivildienst. Nach seiner Wahl in den Bundestag war er von 1991 bis 1992 Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Frauen und Jugend. 2005 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, 2013 dann Bundestagsvizepräsident.
In seiner Zeit als CDU-Generalsekretär setzte Hintze unter anderem die Einführung der Frauenquote in seiner Partei durch. Wegen seiner scharfen Attacken auf politische Gegner eckte er damals auch an. Legendär waren seine „Rote-Socken-Kampagnen“, mit denen er die SPD vor allem im Bundestagswahlkampf 1994 wegen ihrer Zusammenarbeit mit der damaligen PDS in Sachsen-Anhalt attackierte.
Hintze galt damals als Architekt des Wahlsiegs Kohls gegen den SPD-Spitzenkandidaten Rudolf Scharping. Er wurde allerdings auch für dessen Niederlage vier Jahre später gegen Gerhard Schröder mitverantwortlich gemacht. In den vergangenen Jahren engagierte sich Hintze besonders in der Debatte um die Sterbehilfe. Der CDU-Politiker war in zweiter Ehe verheiratet und hatte einen Sohn.
Hintze galt als ein warmherziger, oft gut gelaunter Rheinländer mit Spaß an Ironie. Für seine Überzeugungen kämpfte er unermüdlich – etwa gegen das Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). Für den Vater eines Sohnes war es „unbarmherzig“, wenn Paare mit sehnlichem Kinderwunsch, aber einer Veranlagung für eine schwere Erbkrankheit, nicht durch Gentests die Chance auf die Geburt eines gesunden Kindes bekommen sollten.
Und mit seiner liberalen Position in der Debatte um Sterbehilfe stellte sich der evangelische Pfarrer nicht nur gegen die Spitze seiner Partei und die Mehrheit seiner Fraktion, sondern auch gegen die eigene evangelische und die katholische Kirche.
Politiker äußerten sich bestürzt über den Tod des 66-Jährigen. Kanzlerin Angela Merkel nannte ihn einen „Mann des Ausgleichs“, der über Partei – und Landesgrenzen höchste Anerkennung, Vertrauen und Respekt genoss. „Er gehörte zu den herausragenden intellektuellen Köpfen der Partei, war sensibel für gesellschaftliche Entwicklungen, erkannte frühzeitig die Notwendigkeit zur programmatischen Weiterentwicklung und leistete damit einen wichtigen Beitrag, dass die CDU eine lebendige Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft bleiben konnte“, so die CDU-Chefin.
Bundespräsident Joachim Gauck schreib der Witwe Petra Hintze: „Mit seinem unermüdlichen Einsatz zum Wohle unseres Landes hat Peter Hintze sich über alle Parteigrenzen hinweg große Anerkennung erworben.“ Er sei in allen seinen Ämtern ein hoch angesehener Repräsentant der deutschen Demokratie gewesen. Ihm würden Hintzes „Leidenschaft für die res publica, seine Geradlinigkeit, seine Warmherzigkeit und seine besondere Fähigkeit, dem anderen zuzuhören, immer in Erinnerung bleiben“, erklärte der Bundespräsident.
Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte Hintze als „leidenschaftlichen Parlamentarier und einen allseits und über die Fraktionsgrenzen hinaus geschätzten Kollegen“. Er habe große Begabung gehabt, „Brücken zwischen unterschiedlichen Auffassungen und Interessen zu bauen“.
„Mit Peter Hintze ist ein Politiker mit Herz, großem Verstand und festen demokratischen Überzeugungen gestorben. Ein Kämpfer bis zum Schluss“, würdigte ihn auch der Parlamentsgeschäftsführer der Union, Michael Grosse-Brömer bei Twitter. Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder schrieb: „Ich bin todtraurig. Peter #Hintze war einer der geistreichsten und warmherzigsten Menschen, denen ich in der Politik jemals begegnet bin.“
Hintzes Kollegin als Bundestagsvizepräsidentin, Petra Pau von der Linken, äußerte sich „traurig“. Sie fügte hinzu: „Früher stritten wir über rote Socken, später hörten wir einander zu, warben um Respekt und Demokratie.“ Claudia Roth von den Grünen, eine weitere Bundestagsvizepräsidentin, schrieb: „Er war ein wahrhaft streitbarer Demokrat, der in seinem politischen Leben keiner demokratischen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen war.“
von
Günter Schwarz – 28.11.2016