Der Deutsche hat es gern gemütlich oder komfortabel. Man sollte es aber lieber „hyggelig“ haben wollen, denn das macht auch gleich noch mit glücklich. Jedenfalls sagen das die Dänen – und von denen heißt es lernen.

Mit Schokolade, Kerzen und Kaminfeuer hat man schon mal ein paar Grundzutaten des aktuellen „Hygge“-Trends zusammen. Den Begriff verdanken wir den Dänen, man könnte ihn mit Gemütlichkeit übersetzen. Das allerdings umfasst das Wort Gemütlichkeit kaum, was „hygge“ alles für die Dänen bedeutet. Es ist Geborgenheit, Heimeligkeit, Lebenszufriedenheit und noch einiges mehr.

„Die Dänen sind einfach nicht bereit, sich vom Wetter oder irgendwelchen Naturgesetzen ihr emotionales Wohlbefinden diktieren zu lassen“, schreibt Meik Wiking in seinem Buch „Hyyge – Ein Lebensgefühl, das einfach glücklich macht“. Es ist nur einer von mehreren Titeln, die bereits auf Englisch erschienen sind und nun auch deutsche Buchhandlungen erreichen. Wiking ist natürlich Däne und außerdem Leiter von Københavns Institut für Glücksforschung. In den internationalen Glücks-Rankings schneidet Dänemark immer wieder sehr gut ab, für Wiking der Beweis, dass man das Glücklichsein von den Dänen lernen kann. Der Weg dorthin führt aus seiner Sicht über „Hygge“.

Genau diesen Weg möchte Wiking seinen Lesern ans Herz legen. Für Hygge-Anfänger und Nicht-Dänen ist die Vorweihnachtszeit dafür besonders geeignet. Denn: „Natürlich kann man Hygge das ganze Jahr erleben, aber einmal im Jahr steht ein ganzer Monat in ihrem Zeichen.“ Der Dezember ist einfach perfekt dafür, einige „Hygge“-Dinge auszuprobieren, denn es geht Wiking zufolge viel mehr „um Atmosphäre und Erleben, als um Dinge“.


Das Buch ist bei Lübbe erschienen und kostet 20 Euro.
Kerzen, Kuchen, Kumpel

In einem Manifest schlägt Winking zehn Dinge vor, die das Leben gleich ein wenig „hyggeliger“ machen. Auf Platz eins: Kerzen, wobei man berücksichtigen sollte, dass Dänen sich selten mit weniger als fünf gleichzeitig zufrieden geben. Ganz wichtig sind außerdem Kaffee, Schokolade, Kekse oder Kuchen. Die anderen acht Dinge kann man nicht kaufen, sie sind aber so banal, dass man ihnen schon begegnet sein dürfte. Ein Beispiel: „Sei im Hier und Jetzt. Und mach das Handy aus.“

Der Rest lässt sich ganz gut zusammenfassen: Genieß das Leben, bei gutem Essen und gemeinsam mit vertrauten und geliebten Menschen. Mach nicht aus allem einen Wettkampf oder ein Problem und nimm dich nicht wichtiger als andere.
Die BBC nannte „Hygge“ eine herzerwärmende Lektion aus Dänemark. Die „Süddeutsche Zeitung“ vermutet dahinter eher eine Überlebensstrategie, weil die westliche Welt gerade so kalt und düster sei. Es ist ein bisschen wie mit der Weihnachtswerbung, in der es schneit und die Familie glücklich beieinander ist, alle sich über die Geschenke freuen und mehr noch darüber, einander zu haben. Ein schönes Ideal, nach dem man streben kann, bei 15 Grad Celsius Außentemperatur und mit der Schwiegermutter wird das aber nichts. Träumen kann man aber trotzdem davon.

von

Günter Schwarz – 12.12.2016