Franziskus I. ist 80 – Der Papst zum Anfassen
(Vatikan) – Herzlichen Glückwunsch! – Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche feiert am heutigen Samstag seinen 80. Geburtstag. Bescheiden, wie man ihn kennt, feiert der Papst jedoch nicht groß und schon gar nicht pompös, und dennoch erinnert der runde Geburtstag an die immense Bedeutung, die er nicht nur für seine römisch katholische Kirche hat – als Papst zum Anfassen. Als moralische Instanz genießt dieser Papst Anerkennung nicht nur bei Christen egal welcher Konfession sie angehören, sondern auch viele Atheisten und Angehörige anderer Religionen schätzen ihn als Mensch und als sittliches Gewissen sehr.
Den heutigen Geburtstag begeht der Papst mit einer Messe mit mehreren Kardinälen in der Cappella Paolina. Ansonsten steht ein ganz normales Audienzprogramm für einige Bischöfe auf dem Plan. Der Argentinier erfreut sich seit seinem Amtsantritt vor fast vier Jahren hoher Popularität und Medienaufmerksamkeit. Immer wieder sorgt er mit provokanten Äußerungen zu brisanten Themen für Schlagzeilen.

Auch die spontanen kleinen Unternehmungen, die der Papst sich manchmal herausnimmt, machen ihn beliebt: So erregte er im September 2015 mit einem schlichten Gang zum Optiker in Rom Aufsehen: „Ich will keinen neuen Rahmen, Sie sollen nur meine Gläser erneuern, ich will nicht mehr ausgeben“, habe das Oberhaupt der katholischen Kirche dabei gesagt. Franziskus ist dafür bekannt, Sicherheitsvorkehrungen zu missachten und sich gern unter Gläubige zu mischen. So regte er auch schon für Aufsehen, dass er schlicht und einfach öffentliche Verkehrsmittel benutzte, um in die Stadt zu kommen und seine „Bodygards“ damit fast in den Wahnsinn trieb.
„Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen“, war seine erste profilierende Aussage im März 2013 bei einer Audienz für Medienvertreter im Vatikan, kurz nach seiner Wahl. Dass er sich nicht um den Posten gerissen habe, betonte er ebenfalls recht bald: „Nein, ich wollte nicht Papst werden. Ein Mensch, der Papst werden will, liebt sich nicht selbst“, sagte er im Juni 2013 bei einer Fragestunde mit Jesuitenschülern im Vatikan. Er klagte gelegentlich über seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.
Einfach Pizza essen gehen
In einem Interview im Mai 2015 sagte er: „Ich bin eher tollkühn.“ Es verursache ihm manchmal „Kopfschmerzen, weil mir ein Wort zu viel rausgerutscht ist“, so Franziskus. Teils verdrehten die Medien aber auch manchmal seine Worte oder rissen sie aus dem Zusammenhang. Außerdem klagte er, es fehle ihm als Papst die Möglichkeit, durch die Straßen zu wandern und einfach einmal eine Pizza essen zu gehen.
Über seine persönlichen Lebensgewohnheiten erzählte Franziskus, er schlafe immer sechs Stunden. Allerdings brauche er seine Mittagspause, mit 40 Minuten bis einer Stunde Schlaf. „Wenn ich keine Siesta mache, dann spüre ich das“ – mehr dazu in Papst im Interview: „Ich bin eher tollkühn“.
Rücktritt von Anfang an Möglichkeit
Seine Haltung zu einem möglichen Rücktritt nach Vorbild von Joseph Ratzinger machte Franziskus von Anfang an klar: Er rechne nicht mit einem langen Pontifikat, sagte er. Das könne sich in den nächsten Jahren entscheiden, sagte der Vatikan-Kenner Marco Politi am Freitag. „Es ist ganz klar, was er macht, wenn seine körperlichen Kräfte nicht mehr reichen.“ Noch wirkt der eher quirlige Papst aber nicht rücktrittsreif.
von
Günter Schwarz – 17.12.2016