(Kiel) „Wir sind geschockt, fassungslos, sprachlos“, so brachte Pastor Lars Jaensch es gestern bei der Trauerfeier um die 38-jährige Dela, wie sie genannt wurde, in der voll besetzten Universitätskirche auf den Punkt, wo hunderte Menschen aus dem Verwandten- und Freundeskreis sowie Weggefährten am Sonnabend Abschied von der Frau nahmen, die vor anderthalb Wochen nach einer grausamen Feuer-Attacke in Kronshagen (Kreis Rendsburg Eckernförde) an den Folgen ihrer Verbrennungen verstarb.

Kiel nimmt Abschied von der Frau, die wenige Tage zuvor von ihrem Mann angezündet worden war.Mehr als 450 Menschen kamen zu dem Trauergottesdienst zehn Tage nach der Tat. Der Ort in der Uni-Kirche war bewusst gewählt worden, da die 38-Jährige nach einem Jura-Studium in ihrer Heimat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) Pädagogik studiert hatte. Sie war 2003 mit einem Stipendium aus dem westafrikanischen Togo nach Deutschland gekommen.

In zahlreichen Frauenprojekten aktiv

In den bewegenden Trauerreden, die teils in französischer Sprache gehalten wurden, gingen die Redner auf das Engagement der Christin ein. Dela, wie sie viele nannten, war in zahlreichen Frauenprojekten aktiv – unter anderem in der Flüchtlingshilfe und an der Uni. Sie betreute Studierende aus Afrika in Kiel.

Ab Januar sollte sie beim Flüchtlingsbeauftragten des Landes arbeiten. „Für uns alle war sie was Besonderes. Für so viele war sie ein Fels“, sagte eine Freundin auf der Trauerfeier. Auch Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und seine Partnerin Bärbel Boy waren auf der Veranstaltung, die sich sehr bewegt zeigten. „Wir sind sehr traurig“, sagte Albig nach dem 100-minütigen Gottesdienst.


Delali Afiwoa Assigbley starb im Alter von 38 Jahren. Sie lebte seit 2007 in Kiel.
Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg, begleitet von einem afrikanischen Trauerlied, aus der Kirche getragen. „Du bleibst ewig in unserem Herzen“, stand auf einem Band an dem Sarg. Die Frau wurde auf dem Kieler Nordfriedhof beigesetzt.

Am Freitag hatten etwa 200 Menschen mit einem Schweigemarsch der Frau gedacht. © dpa-Bildfunk Fotograf: Markus ScholzBereits am Freitag hatten etwa 200 Menschen mit einem Schweigemarsch der Frau gedacht. Der Trauermarsch ging vom Kieler Hauptbahnhof bis zum Hiroshimapark in der Nähe des Kieler Rathauses. Parallel zu dem Trauermarsch in der Innenstadt hatten Freunde des Opfers im Kieler Stadtteil Gaarden eine afrikanische Totenwache organisiert.

Mann sitzt wegen Mordverdachts im Gefängnis

Die Frau war am Mittwoch vergangener Woche auf offener Straße von ihrem von ihr getrennt lebenden 41-jährigen Ehemann angezündet worden. Sie erlag noch am selben Tag in einer Lübecker Spezialklinik ihren Brandverletzungen. Ihr Mann sitzt wegen Mordverdachts im Gefängnis und hat die ihm vorgeworfene Tat bereits gestanden. Angeblich soll er Wahnvorstellungen gehabt haben.

Ihre beiden Söhne im Alter von drei und sieben Jahren leben jetzt bei einer Pflegefamilie. Der Tatverdächtige und das Opfer lebten nach Polizeiangaben schon viele Jahre in Kiel.

von

Günter Schwarz – 18.12.2016