(Ankara) – Bei einem bewaffneten Angriff in Ankara ist heute am späten Nachmittag türkischen Medienberichten zufolge der russische Botschafter Andrej Karlow getötet worden. Das russische Außenministerium bestätigte den Zwischenfall. Der 62-jährige Diplomat sei mit einer Schusswunde in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er dann verstarb.

Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf Augenzeugen, ein bewaffneter Mann sei in die Galerie eingedrungen, wo eine Ausstellung zum Thema „Russland, wie es von den Türken gesehen wird“ eröffnet worden sei. Der Attentäter habe auf Karlow geschossen, als dieser seine Ansprache beendet habe.

Nach dem Anschlag war der Angreifer „neutralisiert“ worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. „Neutralisiert2 bedeutet im Sprachgebrauch der türkischen Behörden, dass der Angreifer getötet, verletzt oder gefangen genommen wurde.

In den vergangenen Tagen hatte es in der Türkei wiederholt Proteste vor den Botschaften des Iran und Russlands wegen deren Unterstützung für die Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die Rebellen im syrischen Aleppo gegeben.

Der Zwischenfall könnte zudem ein Rückschlag für die bilateralen Beziehungen sein. Ankara und Moskau hatten sich zuletzt wieder deutlich angenähert, nach einer schweren Krise 2015. Damals hatte die Türkei einen russischen Kampfjet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen. Am Dienstag wollen Minister aus der Türkei, Russland und dem Iran in Moskau über den Syrien-Konflikt beraten. Ob das Treffen wie geplant stattfinden wird, ist derzeit unklar.

von

Günter Schwarz – 19.12.2016