(Berlin) – Zwölf Menschen sterben. Mindestens 48 werden verletzt. Die Polizei vermutet, dass es ein terroristischer Anschlag war.

Bei einem vermutlichen Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin sind am Montagabend mindestens zwölf Menschen getötet worden. Das teilte die Berliner Polizei mit. Nach Angaben der Feuerwehr wurden mindestens 48 Menschen teils lebensgefährlich verletzt.

Der mutmaßliche Fahrer des Lkw konnte festgenommen werden. Er wurde in der Nacht verhört. Seit heute Morgen geht die Polizei davon aus, dass der Sattelschlepper vorsätzlich in den Weihnachtsmarkt gefahren ist. Es ist von einem vermutlich terroristischen Anschlag die Rede.

Die Hinweise verdichten sich, dass der mutmaßliche Terrorist aus Pakistan stammt. Vollständig geklärt sei das Geburtsland des Mannes allerdings nach wie vor nicht, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Zuvor hieß es, es sei auch möglich, dass der Mann aus Afghanistan stamme.

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben den festgenommenen Verdächtigen unter dem Namen Naved B. offenbar als Flüchtling identifiziert. Der wohl 23 Jahre alte Mann habe zwei Alias-Namen geführt, die dem erstgenannten Namen sehr ähnlich seien. Auch die Tageszeitung „Die Welt“ hatte den Namen genannt. Er ist bisher jedoch nicht als Islamist aufgefallen.

Der Tathergang

Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr gegen 20 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern mit hoher Geschwindigkeit über den Markt und zerstörte dabei mehrere Buden. Der Lastwagen kam schließlich am Rande der Budapester Straße zum Stehen. Der Fahrer war zunächst Richtung Zoo geflüchtet.

Das Gelände wurde abgesperrt, Passanten wurden vom Weihnachtsmarkt wegbegleitet. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen. Ein weiterer Mann, ein Pole, der auf dem Beifahrersitz saß, sei erschossen gewesen, bestätigte ein Polizeisprecher.

Der Inhaber der polnischen Speditionsfirma, der der Lastwagen gehört, erklärte in einem Interview mit einem polnischen TV-Sender, der eigentliche Fahrer sei sein Cousin gewesen. Er habe aber seit 16 Uhr keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Das Fahrzeug könnte demnach auch von einer Baustelle gestohlen worden sein.

„Was wir hier sehen, ist dramatisch“, sagte Berlins Bürgermeister, Michael Müller. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte ihre Betroffenheit ebenfalls: „Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann.“

Heute Vormittag treffen sich die Bundesinnenminister und die Innenminister von Bund und Ländern zu Beratungen zu allfälligen Reaktionen – etwa, ob die Weihnachtsmärkte nun besonders geschützt oder geschlossen werden sollen. Inzwischen verlautete jedoch, dass die zirka 2.500 weiter geöffnet bleiben sollen.

Erinnerung an Nizza

Bei einem Anschlag im Juli in Nizza waren 86 Menschen ums Leben gekommen, als am Nationalfeiertag ein Terrorist mit einem Lastwagen über die Uferpromenade der südfranzösischen Stadt fuhr. Für den Anschlag hatte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Verantwortung übernommen.

von

Günter Schwarz – 20.12.2016