SPD-Kanzlerkandidatur: Schulz gibt überraschend auf
(Berlin) – Die Bahn für den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat seiner Partei ist wohl frei. Der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rechnet laut „Spiegel“ nicht mehr mit einer Kandidatur.
Eine Kanzlerkandidatur von Sigmar Gabriel wird immer wahrscheinlicher. Er hat als SPD-Chef das erste Zugriffsrecht. Will der Vizekanzler nicht gegen Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU) antreten, war bislang der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz als möglicher SPD-Kanzlerkandidat gehandelt worden. Dieser sorgt nun jedoch für eine Überraschung.
In der SPD werden seit Wochen die Rufe nach einer Kanzlerkandidatur von Gabriel immer lauter. Zuvor hatten jedoch viele SPD-Mitglieder auf Schulz‘ Kanzlerkandidatur gehofft und ihn gar zu überreden versucht. Laut „Spiegel“ würde Schulz gerne kandidieren, schrecke aber davor zurück, gegen Gabriel anzutreten. „Deshalb bin ich dafür, dass er antritt“, sagte Kahrs dem Berliner „Tagesspiegel“. Eine Entscheidung könnte jedoch bereits bei der Führungsklausur am 10. Januar fallen. Im Januar soll sich der SPD-Vorstand dann mit der Personalentscheidung befassen.
Wie Spiegel.de berichtet, rechnet Schulz allerdings nicht mehr mit einer Kandidatur, wie er das auch noch vor Weihnachten gegenüber Genossen zu erkennen gegeben habe. In den vergangenen Wochen habe es in der SPD von verschiedener Seite Versuche gegeben, Schulz zu überreden, seine Kandidatur öffentlich zu erklären – und so einen Mitgliederentscheid herbeizuführen.
Bei mehreren Bewerbern soll es eine Urwahl geben. Schulz würde laut „Spiegel“ gerne kandidieren, schrecke aber davor zurück, gegen Gabriel anzutreten. Die lange Freundschaft mit dem SPD-Chef sei aufgrund der Kandidatur-Debatte einer Belastungsprobe ausgesetzt worden.
Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die SPD derzeit nur noch bei 20 Prozent. Der am Mittwoch veröffentlichte „Stern-RTL-Wahltrend“ ergab zudem, dass Merkel bei der Kanzlerpräferenz an Zustimmung gewann. Wenn der Regierungschef direkt gewählt würde, käme sie aktuell auf 52 Prozent – das sind zwei Punkte mehr als in der Vorwoche. Für Gabriel würden sich demnach nur 13 Prozent entscheiden.
von
Günter Schwarz – 30.12.2016