Ladendieb an den „Facebook-Pranger“ gestellt
(Silkeborg) – In Jyllands (Jütlands) Silkeborg haben sich kürzlich 20 Geschäftsinhaber zusammengeschlossen, um gemeinsam die Geldstrafe zu zahlen, zu der ein Ladensbesitzer von einem Gericht verurteilt wurde, weil er ein Foto eines Ladendiebes auf Facebook veröffentlichte.
Die Strafe betrug dabei lediglich 3.500 Kronen (471 Euro) – also keine Summe, die ein einzelnes Geschäft nicht würde stemmen können. Doch den Initiatoren geht es um die Geste, sagt Martin Jensen vom Fotogeschäft Click zu Danmarks Radio. „Wenn die Polizei sagt, dass sie keine Zeit hat, zu helfen, dann finde ich eigentlich, dass es stark und mutig ist, das in die eigene Hand zu nehmen“, meint er. Er schlägt gar eine Art Versicherungsordnung unter den Geschäften vor, damit so vergleichbare Strafen abgefedert werden können.
„Das hätte einen unglaublich großen präventiven Effekt. Weißt du was? Stiehlst du bei uns, kommst du auf Facebook, weil wir die Strafe gemeinsam bezahlen“, sagt er.
Cecilie Eriksen, Doktorandin der Rechtsphilosophie an der Universität Aarhus, kann da nur mit dem Kopf schütteln. Sie nennt das Verhalten der Ladenbesitzer eine Form von Selbstjustiz, die nicht zu akzeptieren ist.
„Hier wird das Rechtssystem untergraben, wenn eine Gruppe Bürger sich dazu entscheidet, sich über das Gesetz hinwegzusetzen und die Arbeit der Polizei machen will. Wenn sie beschließen, dass dieser Mann ein Dieb ist, und wir machen die Fahndung selbst, dann untergräbt das unsere Rechtssicherheit“, sagt sie gegenüber Danmarks Radio.
Und Selbstjustiz, meint die Wissenschaftlerin, sei aus mehreren Gründen problematisch: „Es gab ausreichend Beispiele dafür, dass Selbstjustiz den Falschen trifft und man erlangt so nicht die Gerechtigkeit, die man eigentlich erreichen möchte.“
von
Günter Schwarz – 04.01.2017