Italien weist radikalisierte Ausländer aus
(Rom) – Nach der Erschießung des Verantwortlichen des Anschlags von Berlin, Anis Amri, bei einer Personenkontrolle in Mailand hat Italien die Ausweisung von Ausländern, die wegen ihrer Kontakte zu fundamentalistischen Kreisen die Sicherheit gefährden könnten, intensiviert. Jetzt wurde ein 26-jähriger Tunesier, der schon seit dem Alter von einem Jahr im norditalienischen Ravenna lebte und sich radikalisiert hatte, in seine „Heimat“ abgeschoben.
Dieser Tunesier war außerdem mit einem Landsmann befreundet, der 2015 wegen Terrorismus verhaftet worden war. Der Mann wurde gestern Abend vom Flughafen Rom Fiumicino mit einem Direktflug nach Tunis in seine Heimat zurückgebracht, teilte das italienische Innenministerium mit. Seit Januar 2015 wurden bis jetzt 134 Ausländer wegen Fundamentalismus ausgewiesen.
Besonders italienische Rechtsparteien hatten nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz verstärkt zur Abschiebung von illegal lebenden Migranten aufgerufen.Dieser Forderung schließt sich die italienische Regierung zwar nicht an, aber sie will verstärkt gegen die Verbreitung von Fundamentalismus unter nordafrikanischen Häftlingen in den Gefängnissen des Landes und im Internet ankämpfen, wie der italienische Premier Paolo Gentiloni bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Rom betonte. Dazu gehöre auch die unverzügliche Abschiebung von Gefährdern, die eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes sein könnten.
Die Zahl der radikalisierten Muslime oder der IS-Kämpfer sei wesentlich geringer im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, man müsse jedoch durchaus wachsam sein, sagte Gentiloni. Wichtig sei dabei der Einsatz der Geheim- und Sicherheitsdienste sowie die Zusammenarbeit mit der islamischen Gemeinschaft in Italien. Der Premier warnte zugleich davor, mit der Einwanderung aus Nordafrika automatisch Terrorismus in Verbindung zu bringen. Innenminister Marco Minniti erklärte, die Sicherheitskräfte wollten sich verstärkt präventiv gegen fundamentalistische Propaganda im Internet bemühen.
von
Günter Schwarz – 06.01.2017