Extreme Kälte forderte schon mehrere Tote
Bei Temperaturen bis zu unter minus 20 Grad – dazu heftiger Schneefall und Sturm ist der Winter in weiten Teilen Europas derzeit eisig. Vor allem in osteuropäischen Ländern erfroren mehrere Menschen. Gefährdet sind vor allem Obdachlose.
In Folge der extremen Kälte sind in Europa bereits mehrere Menschen ums Leben gekommen. Allein die Behörden Lettlands meldeten elf Kältetote seit Silvester, von denen viele obdachlos gewesen seien. In Polen erfroren seit Donnerstag mindestens drei Menschen, zwei erstickten wegen defekter Heizungen an Kohlenmonoxid. In der westukrainischen Region Lwiw (Lemberg) starben vier Menschen an den Folgen der Kälte. Aus Italien werden zwei Kältetote gemeldet. Auch bei ihnen handelt es sich um Obdachlose.
Minusrekorde im Süden Deutschlands
Aus deutschen Städten gibt es bislang keine Meldungen über Kältetote. In Deutschland sanken die Temperaturen in der Nacht zu Freitag vor allem im Süden auf die bisher tiefsten Werte des Winters. Zwischen Fränkischer Schweiz und Oberpfalz seien vielfach Minusrekorde gemessen worden, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Teilweise wurden Werte von weniger als minus 20 Grad gemessen.
Autos im Schnee stecken geblieben
Die Kälte hat weite Teile Europas im Griff – von Skandinavien bis zum östlichen Mittelmeer. In Serbien türmte der Wind den Schnee bis zu zwei Meter hoch. In Rumänien blieben zahlreiche Autos im Schnee stecken. Rettungskräfte holten 90 Menschen aus liegen gebliebenen Fahrzeugen.
In Bulgarien schnitt der Schneesturm die Stromversorgung für rund 650 Dörfer ab. Im Norden Albaniens arbeiteten sich die Rettungsdienste durch bis zu 120 Zentimeter hohen Schnee in abgeschnittene Dörfer vor. Auch der Strom fiel vielerorts aus. In der Adria wütete der Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern. Kroatien stoppte den Fährverkehr zu einigen Inseln. Auch Brücken wurden gesperrt.
Schnee selbst in Neapel Istanbul und Thessaloniki
Vor allem die Mitte und der Süden Italiens sind von Schnee, Eis und Kälte betroffen. Der Sturm traf in Italien unter anderem die im Sommer von einem Erdbeben verwüsteten Gegenden. Auf Sizilien und in Neapel mussten Fähren im Hafen bleiben. In der Stadt am Vesuv schneite es zum ersten Mal Jahren wieder. Züge fielen aus, Straßen wurden gesperrt.
Auch in der Türkei ist es ungewöhnlich kalt. Am Istanbuler Atatürk-Airport – dem größten Flughafen der Türkei – fielen nach einem Schneesturm etliche Flüge aus. Wegen der heftigen Schneestürme in der türkischen Millionenmetropole Istanbul ist der Bosporus für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Die Sichtweite auf der Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer war zeitweise unter 100 Meter gefallen. Auch die Bosporusfähren zwischen der europäischen und der asiatischen Seite Istanbuls stellten den Verkehr ein. Anadolu berichtete am Samstag, stellenweise seien in Istanbul über Nacht bis zu 40 Zentimeter Schnee gefallen.
Klirrende Kälte auch in Hellas. Im Norden Griechenlands herrscht seit Freitag Dauerfrost. Die Thermometer in der Hafenstadt Thessaloniki zeigten am Samstag um die Mittagszeit minus sieben Grad Celsius. Am schlimmsten leiden Tausende Migranten und Flüchtlinge auf den Inseln, die in Zelten ausharren müssen. Zahlreiche Landstraßen waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie die Polizei mitteilte. Eine dünne Schneedecke lag auf den Stränden zahlreicher Touristeninseln. Auch im Zentrum Athens herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.
von
Günter Schwarz – 08.01.2017