(Hamburg) – Die DITIB-Zentralmoschee in Köln – die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“, der Dachverband „Ditib“ untersteht der türkischen Religionsbehörde. Der Verband, so sagen Kritiker, ist dem direkten Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdoğan unterstellt. Mitglieder des Verbands „Ditib“ sollen in Sozialen Netzwerken Zeichnungen verbreitet haben, auf denen ein Mann einen Weihnachtsmann verprügelt. Das Brisante daran ist, der Verband ist Partner der Stadt Hamburg.

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Kein Satz hat die Präsidentschaft von Christian Wulff so geprägt – und falsch war er nicht. Er formuliert die Selbstverständlichkeit, dass nach fünf Jahrzehnten der Migration Hunderttausende Muslime hier angekommen sind, hier leben, arbeiten, ihre Ruhe haben wollen und Steuern zahlen – aber es gehören auch andere dazu, die das nicht wollen.

Wenn der Islam zu Deutschland gehört, gehört zugleich eine kritische Reflexion der Arbeit seiner Verbände dazu. Leider dominiert aber von deutscher Seite eine verklemmte Anbiederung, die jede Kritik an Islamvertretern für rechtsradikale Schützenhilfe hält und stattdessen Nähe demonstriert. die so nicht existiert. Besonders seltsam wird es dann, wenn der so wichtige Kampf gegen Rassismus und Hetze dann Seit‘ an Seit‘ mit Rassisten und Hetzern unter den Muslims erfolgt.

Leider haben einige Islamverbände da ein echtes Problem. Im Oktober etwa bezeichnete Malik Karabulut aus dem Beirat des „Türkischen Elternbundes“ in Hamburg die Deutschen als „Köterrasse“ und Deutschland als „Schlampe“. Solche Ausraster, die von deutschen Politikern zumeist als „Einzelfälle“ bezeichnet werden, füllen inzwischen Bände. In Nordrhein-Westfalen fiel der islamische Dachverband, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), der verlängerte Arm des türkischen Präsidenten Erdoğan in Deutschland, sehr unangenehm durch Comics auf, die den Märtyrertod verherrlichen.

In Dinslaken zeigte ein Ditib-Vorstandsmitglied den Salafistengruß, in Melsungen in Nordhessen hetzte die Ditib in aller Öffentlichkeit gegen Juden. Nun legt Ditib nach und noch einen drauf: Die Mitglieder verbreiten Comics, auf denen gute Muslime Weihnachtsmänner verprügeln, sowie Slogans wie „Wir sind Moslems. Nein zu Weihnachten und Silvester!“ Zeitungsmeldungen zufolge werde bei der Betextung von Comics immer wieder auch der Begriff „Kuffar“ verwendet: „Das ist dasselbe Vokabular, das auch der IS benutzt“, sagte der Islamismusexperte und Autor Ahmad Mansour („Generation Allah“). Und in Moscheen in Deutschland wird offen gegen Silvester gewettert.

In der Türkei streitet die Gesellschaft schon länger, wie mit dem christlichen Weihnachtsfest und vor allem Silvester umzugehen ist, eine Tradition, eingeführt in den 30er-Jahren vom eher säkularen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Seit Jahren gibt es immer wieder auch Übergriffe gegen Menschen, die Silvester in der Öffentlichkeit feierten – der Anschlag auf den Nachtclub Reina in Istanbul in der Silvesternacht ist ein weiterer Beleg dafür. Regelmäßig kurz vor Weihnachten agitieren religiöse Eiferer, wozu auch der Ditib gehört, in den sozialen Netzwerken gegen die christlichen Feste und den Weihnachtsmann.

Das alles ist schlimm genug und grenzt an Volksverhetzung. Schlimmer noch ist, dass die Hansestadt Hamburg im Staatsvertrag mit eben dieser Ditib zusammenarbeitet. Es gehört zur Wahrheit, dass der Staatsvertrag – vom CDU-Senat erdacht und vom SPD-Senat 2012 umgesetzt – ein Schritt zu besserer Integration sein sollte. Inzwischen aber scheint die Geschäftsgrundlage verloren zu gehen: In der Türkei hat sich die Regierung um Präsident Erdoğan derart radikalisiert, dass der Umbau zu einem islamischen Staat voranschreitet.

Wie sagte Erdoğan einst? „Die islamische Welt mit 1,5 Milliarden Menschen wartet darauf, dass sich das ­türkische Volk erhebt.“ Das Grundproblem des Islam in Deutschland sind nicht die vielen Hunderttausenden integrierten Gläubigen, sondern ihre radikalen Interessenvertreter. Die Hamburger Schura, den Zusammenschluss von Moschee-Vereinen, führt ein Funktionär der Milli Görüs, die Verfassungsschützer für antidemokratisch und antiwestlich halten.

Ein weiterer Schura-Vertreter, ein deutscher Konvertit, erzählt im Gespräch mit der islamistischen Website Muslim Markt stolz, wie ihn die Islamische Revolution im Iran beeindruckt und bekehrt habe. Der Iran und die Revolution, die seit 1979 beispielsweise Hunderte Homosexuelle öffentlich gehängt haben. Am übernächsten Sonntag lädt das Islamische Zentrum, ebenfalls in der Schura vertreten, zu einer Tagung mit viel Prominenz über „Islamfeindlichkeit und Rechtspopulismus als Herausforderung für Islam und Demokratie in Deutschland“. Ist Demokratie wirklich ein Herzensanliegen des vom Iran unterstützten Zentrums? Es lädt alljährlich auch zu israelfeindlichen Demonstrationen ein und wird vom Verfassungsschutz überwacht.

CDU-Fraktionschef André Trepoll hielt dagegen: „Der Senat kann diese aggressiven öffentlichen Aufrufe nicht als innerreligiöse Angelegenheit abtun, weil sie weder in Einklang mit den Islamverträgen noch mit unserer Verfassung stehen.“ Der Vorsitzende von Ditib Hamburg und Schleswig-Holstein, Sedat Şimşek, sprach von Einzelfällen, die man überprüfen wolle. „Man lehne jedoch jede Form der Verächtlichmachung von Sitten, Bräuchen und Festen ab“, sagt er.

Wer Demokratie, Menschenrechte und Emanzipation ernst meint, muss heute etwas genauer hinschauen. Der Islam gehört zu Deutschland – aber nur der Islam, der sich wie jede andere Religion auch an deutsche Regeln und Gesetze hält!

von

Günter Schwarz – 08.01.2017