Eine neue dänische Untersuchung zeigt auf, dass die Zahl von jungen Obdachlosen in den vergangenen Jahren auch in dem Wohlfahrtsstaat stark angestiegen ist und sich zum Teil sogar verdoppelt hat. Damit zeichnet sich in Dänemark eine ähnliche Entwicklung ab, wie sie auch in Deutschland schon seit Jahren zu beobachten ist. Ein Experte vom Forschungscenter für Wohlfahrt sieht dafür unterschiedliche Ursachen.

Die Zahl von Obdachlosen unter 30 Jahren ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Das zeigt eine neue Untersuchung über Obdachlose in Dänemark, die der Forscher Lars Benjaminsen, vom „Det Nationale Forsningscenter for Velfærd“ (SFI / Nationales Forschungszentrum für Wohlfahrt), durchgeführt hat. „Wir haben seit 2009 einen starken Anstieg von jungen Obdachlosen zu verzeichnen. Dabei handelt es sich unter anderem um Jugendliche mit psychischen Problemen, Pflegekinder und sozial Benachteiligte Menschen“, so der Forscher zu Avisen.dk.

Insgesamt stieg die Zahl der Obdachlosen von 2009 bis 2015 um 23 Prozent, von 4.998 auf 6.138 Personen. Die Zahl von Obdachlosen unter 30 Jahren, stieg im gleichen Zeitraum sogar um 56 Prozent – von 1.323 auf 2.067. Schaut man nur auf die Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren, so hat sich die Zahl von 633 auf 1.172 in den vier Jahren nahezu verdoppelt.

In den Wärmestuben und Suppenküchen des Landes ist diese Entwicklung deutlich zu spüren. – „Die Zahlen sind zuletzt sogar noch weiter gestiegen. Insbesondere in den vergangenen drei bis vier Monaten haben wir einen markanten Anstieg von jungen Obdachlosen erlebt. Rund 30 Obdachlose schlafen jede Nacht bei uns, bis zu einem Dutzend von ihnen sind meist sehr junge Menschen“, sagt Poul Fihl, von der Wärmestube des Blauen Kreuzes in Aarhus. 

Lars Benjaminsen macht eine Mischung aus individuellen, sozialen Problemen und strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft für die derzeitige Entwicklung verantwortlich. „Es ist naheliegend, dass der Wohnungsmangel und die Änderungen in den Sozialleistungen, wie zum Beispiel die niedrigere Sozialhilfe, ein Teil der Ursache sind. Wenn man nur rund 5.000 Kronen (471 Euro) nach Abzug der Steuern zur Verfügung hat, ist es eben schwer eine Wohnung zu finden“, sagt Benjaminsen.

von

Günter Schwarz – 08.01.2017