Darmstadt – Volksverräter ist das Unwort des Jahres 2016. Der Begriff sei ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten, erklärte die Jury der sogenannten Sprachkritischen Aktion am Dienstag in Darmstadt. Der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist er als Schimpfwort von den ewig Gestrigen der sogenannten Pegida-Bewegung und den AfD-Sympathisanten schon mehrmals an den Kopf geworfen worden – der Begriff „Volksverräter“. Jetzt wurde es das „Unwort des Jahres 2016“.

Das Schlagwort werde „antidemokratisch und diffamierend verwendet“, begründete die Sprecherin der „Unwort“-Jury, die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, in Darmstadt die Entscheidung.

Verwendet werde das Wort in sozialen Netzwerken und auch „massiv bei Demonstrationen“ von Anhängern des 2014 entstandenen islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses oder der AfD. Das Wort sei ein „Erbe von Diktaturen“, unter anderem der Nationalsozialisten, sagte Janich. „Ein solcher Sprachgebrauch würgt das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft ab.“

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Die Aktion gibt es seit 1991. Sie soll das Bewusstsein und die Sensibiltät für Sprache fördern. Die Jury nimmt bei ihren Entscheidungen „sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch“ in den Blick, „um damit zu alltäglicher sprachkritischer Reflexion aufzufordern“.

Zum „Unwort des Jahres 2015“ war der häufig von Rechtspopulisten verwendete Begriff „Gutmensch“ gewählt worden. Für 2014 hatte das Gremium „Lügenpresse“ ausgesucht. Im Jahr 2013 war „Sozialtourismus“ das „Unwort“, davor „Opfer-Abo“ (2012) und „Döner-Morde“ (2011).

von

Günter Schwarz – 10.01.2017