Türkisch könnte schon bald eine offizielle EU-Sprache sein – auch, wenn sich der Beitritt der Türkei noch länger hinziehen und in absehbarer Zeit nie Realität werden sollte.

Die Europäische Union könnte dennoch Türkisch als ihre 25. Amtssprache aufnehmen, auch wenn die Türkei nie EU-Mitglied werden sollte, berichtet die New York Times. Der Grund dafür ist Zypern. Die Insel ist seit Jahrzehnten zwischen der vorwiegend griechisch sprachigen Republik Zypern und einer abtrünnigen türkisch sprachigen Republik Nordzypern aufgeteilt. Die beiden Seiten versuchen, in mühsamen Gesprächen die Insel wiederzuvereinigen.

Das griechische Südzypern hat in Brüssel einen Antrag zur Aufnahme der türkischen Sprache als offizielle EU-Sprache beantragt, was als eine Geste an die türkische Seite im Norden zu verstehen ist. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass die Widervereinigungsgespräche zwischen dem Norden und Süden, die momentan wieder stattfinden, erfolgreich abgeschlossen werden, was in der wenig flexiblen Haltung der türkischen Zyprioten begründet liegt.

Einige Amtssprachen in der EU sind „offizieller als andere“, so das Blatt. Um Zeit und Geld zu sparen, haben Beamte und Bedienstete der Europäischen Kommission in der Regel intern nur in drei Sprachen – Englisch, Französisch und Deutsch – geschrieben. Zum Ärgernis der Franzosen sprechen die Beamten oft Englisch.

Nachdem nun Großbritannien dafür gestimmt hat, die EU zu verlassen, wollen einige französische Politiker die englische Sprache degradieren. Die prominente polnische Politikerin Danuta Hubner warnte: „Wenn wir nicht das Vereinigte Königreich haben, haben wir kein Englisch.“

Allerdings sind die Chancen für die Abschaffung der englischen Sprache als EU-Amtssprache sehr gering. Irland und Malta sind direkt abhängig vom Englischen und in Mittel- und Osteuropa sowie in Skandinavien ist die englische Sprache sehr beliebt. Eines der EU-Staaten würde sicherlich gegen den Vorstoß der Franzosen sein Veto einlegen.

von

Günter Schwarz – 10.01.2017