Obama bemühte sich, Hoffnung zu verbreiten
(Chicago) – In seiner gestrigen Abschiedsrede in seiner Heimatstadt Chicago gab sich der scheidende US-Präsident noch einmal staatsmännisch. Obama hielt eine Grundsatzrede über Demokratie und hat nach acht Jahren im Amt am Dienstagabend (Ortszeit) vor tausenden Zuhörern eine emotionale Rede zu seinem Abschied gehalten.
Obama zog eine sehr gute Bilanz seiner Regierungszeit. Er erwähnte die Gesundheitsreform, die er durchgebracht hat, die Rettung der Autoindustrie, das diplomatische Tauwetter mit Kuba, das er eingeleitet hat, und das Atomabkommen mit Iran. Zudem schrieb er sich auch die Erholung der Wirtschaft nach der Finanzkrise zu. Die USA seien besser und stärker als vor acht Jahren, als er sein Amt angetreten habe. Mit dieser Bilanz sind aber viele Leute im Land nicht einverstanden.
Seinen Nachfolger und dessen Wähler erwähnte Obama mit keinem Wort. Er sprach eher generell von der Demokratie und dem Zerfall des politischen Diskurses in den USA. Die Debatte sei so hasserfüllt geworden, dass sich politische Gegner nicht nur als fehlgeleitet, sondern als böse wahrnähmen. Das spalte das Land, betonte er und rief zu Einigkeit auf. Der abtretende Präsident bemühte sich, Hoffnung zu verbreiten, auch wenn sein politisches Vermächtnis wegen dem anstehenden Machtwechsel stark gefährdet sieht.
Es sei ihm die größte Ehre gewesen zu dienen, so der erste schwarze US-Präsident. Obama forderte in seiner laut Weißem Haus selbst geschriebenen Rede auch dazu auf, Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen in den USA endgültig zu beseitigen. Man müsse in die Haut des anderen schlüpfen. Obama rief zu einem friedlichen Wechsel zum neuen Präsidenten Donald Trump und zur Einheit auf.
Während seiner Abschiedsrede richtete der Präsident überaus emotional bewegende Worte an seine Ehefrau Michelle, seine beiden Töchter sowie an Vizepräsident Joe Biden, den er als „Bruder“ bezeichnete. „Dich habe ich als Erstes nominiert, und es war meine beste Entscheidung“, sagte Obama vor den Augen des sichtlich gerührten Biden.
von
Günter Schwarz – 11.01.2017