Unterschiede im dänischen Glücklichsein
In Dänemark leben die glücklichsten Menschen der Welt, heißt es immer wieder. Aber auch innerhalb das glücklichen Dänemarks gibt Unterschiede im Glücklichsein. So hat eine Untersuchung der dänischen Statistikbehörde ergeben, in fast allen Kategorien einer Lebensqualität-Untersuchung liegt Syddanmark und Sønderjylland vor der dänischen Hauptstadt København.
Die dänische Statistikbehörde Danmarks Statistik hat den Versuch unternommen, die Lebensqualität in Dänemark näher zu untersuchen. Dazu sind 42.500 Menschen befragt worden. Das Ergebnis: In vielen Bereichen liegen die häufig als Provinz oder „Udkantsdanmark“ (Rand-Dänemark) titulierten Kommunen von Syddanmark und Sønderjylland weit vor København.
So wurden die Teilnehmer der Untersuchung nach ihrer derzeitigen Lebenszufriedenheit gefragt. Auf einer Skala von eins bis zehn ergab sich dabei für die Kommune Sønderburg ein Schnitt von 7,8. København landete bei 7,4 (Abenraa, Haderslev und Tønder: 7,7).
Sønderjyllanderne leben länger
Bei der Selbsteinschätzung zum Thema Gesundheit hinken die Sønderjyllanderne zwar deutlich hinter den Hauptstadtbewohnern her. Nur die Bewohner des wohlhabenden Hauptstadt-Vorortes Rudersdal halten sich für gesünder als die Københavnerne. Doch die nüchterne Wahrheit zeigt ein anderes Bild, denn die Bewohner der Hauptstadt haben eine Lebenserwartung von 78 Jahren – die in Syddanmark und Sønderjylland eine von knapp über 80 Jahren.
Kriminialität deutlich niedriger als in der Hauptstadt
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, ist in Syddanmark und Sønderjylland geringer als im Landesdurchschnitt und wesentlich geringer als in København. Nur in der Kommune Abenraa werden mit 4,8 Gewaltstraftaten pro 1.000 Einwohner mehr begangen als im Landesschnitt. In Tønder (3,6), Haderslev (2,9) und Sønderborg (3,0) sind es deutlich weniger. Spitzenreiter ist hier København mit 6,4 Gewaltstraftaten pro 1.000 Einwohner im Jahr.
Mehr Nordschleswiger berufstätig – und zufrieden damit
Mit ihrer Arbeit sind die Menschen in Syddanmark und Sønderjylland laut Danmarks Statistik durchaus zufrieden. Auf einer Skala von null bis zehn geben die Sønderborgerne7,7, die Abenraaerne 7,5, die Haderslebeverne 7,4 und die Tønderne gar 7,8 Punkte. Schlusslicht ist auch hier København – mit allerdings wenig katastrophalen 7,1 Punkten im Schnitt. Die Menschen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren, die in Syddanmark und Sønderjylland leben, gehen übrigens zu deutlich größeren Anteilen (rund 79 Prozent) einer Arbeit nach, als die in København (75,6 Prozent).
Allerdings glauben die Nordschleswiger weniger daran, eine Arbeit zu finden, die zu ihrer Ausbildung passt. Und das, obwohl die Menschen in Syddanmark und Sønderjylland im Schnitt deutlich häufiger eine berufsqualifizierende Ausbildung abgeschlossen haben als die Hauptstädter.
Menschen im Grenzland haben mehr Geld zur Verfügung
Die Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation ist wenig überraschend in Københavns wohlhabenden Vorort Rudersdal am höchsten und im sozialen Brennpunkt Ishøj am niedrigsten. In Syddanmark und Sønderjylland liegt sie durchweg über dem Landesschnitt – in København knapp darunter. Die Fakten untermauern dies: Die Süddänen haben im Schnitt ein wenig mehr verfügbares Einkommen als die Københavnerne. Die kommen mit rund 182.000 Kronen (24.477 Euro) im Jahr aus – in Abenraa zum Beispiel sind es 187.000 Kronen (25.149 Euro).
Auch bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem Familienleben geben sich die Dänen im Süden des Landes positiver als die Hauptstädter. Auf einer Zehnerskala geben die Tønderne stolze 8,5 Punkte an, die anderen Grenzland-Kommunen folgen dicht dahinter. Schlusslicht ist København – mit immerhin 7,8 Zählern.
Ein möglicher Grund: Die Scheidungsrate ist in der Hauptstadt mit 20,8 Scheidungen pro 1.000 Ehepaare ungewöhnlich hoch. In Tønder liegt sie bei nur 12,7.
Mehr Wohnraum – zufriedener mit der Wohnsituation
Platz für Zufriedenheit gibt es dabei in Syddanmark und Sønderjylland buchstäblich – denn der durchschnittliche Wohnraum pro Kopf liegt hier bei um die 60 Quadratmeter – in København nur bei 40. Kein Wunder, dass die Københavnerne mit ihrer Wohnsituation am unzufriedensten sind und die in Syddanmark und Sønderjylland durchweg gute Noten vergeben.
Obwohl es ihnen in fast allen Kategorien besser geht als den Bewohnern der meisten anderen Kommunen und vor allem den in København haben die Bewohner Syddanmarks und Sønderjyllands kaum Vertrauen in ihre Lokalpolitiker. Hier liegt die Hauptstadt vor dem Grenzland – Spitzenreiter ist allerdings Herning in Midtjylland (Mitteljütland).
Die Untersuchung der Statistikbehörde wurde von der Region Syddanmark und dem Tryg Fonden unterstützt.
von
Günter Schwarz – 11.01.2017