Dänemark sollte Selbstbewusstsein, Anstand und Mut beweisen und Trump nicht so unkritisch hinterherlaufen, wie es das zur Zeit tut und wie es die Rechten Europas vormachen und sich gestern sogar zu einem Gipfeltreffen in Koblenz am Rhein trafen, um Trumps Sieg zu bejubeln.

Doch die aktuelle Regierungspolitik gibt kaum Anlass zur Hoffnung, dass Dänemark sich als moralischer Leuchtturm profilieren wird, was sicherlich auch daran liegt, dass Dänemarks Minderheitsregierung großenteils von den Rechtspopulisten der Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) abhängig sind und sich von diesen Ultra-Fschisten treiben lassen.

Hinzu kommt die „Krone der Rassisten“, Inger Stojberg, die als sogenannte Integrationsministerin als Mitglied der regierenden sozialliberalen Venstre Partei ihre „Marschrichtung“ mehr von dem rechtspopulistischen Vorsitzenden der Dansk Folkeparti, Thulesen Dahl, als von ihrem Regierungschef Lars Løkke Rasmussen zu erhalten scheint.

Wenn jemand das angeblich machtvollste Amt der Welt ergreift und Demokratie, Solidarität, Menschenrechte, Gleichstellung, ja, gesellschaftlichen Fortschritt nur anerkennt, wenn sie ihm nutzen und „in den Kram“ passen, der Kreationisten und Nationalisten das Wort redet, dann müssen wir in Europa konsequent reagieren – mit Gelübden an Demokratie, Menschenrechte, Gleichstellung, Fortschritt.

Die Taktik, „erstmal abwarten“ kommt einem Mitläufertum gleich, das sich rächen wird. Trump, Putin und Konsorten fordern die ganze freie Welt, Europa und auch Dänemark heraus. Es ist jetzt die Zeit, Rückgrat zu zeigen und dem entgegenzuwirken. Das ist es doch, was die dänische Rechte immer gefordert hat, was Fogh & Co. auch im dänischen Umgang mit dem Dritten Reich im Nachhinein kritisiert haben: Feigheit im Angesicht des Bösen.

Foghs Antwort war es, dänische Soldaten an der Seite Amerikas in Kriege und auch in den Tod zu schicken. Ob sein Weg der richtige Weg war, die Zweifel daran werden nicht kleiner. Daran, sich eng an Amerika zu binden, kann indes niemand ernsthaft Kritik üben. Daran, gleichzeitig die europäische Solidarität zu vernachlässigen und somit zum Zerfall der EU passiv beizutragen, gibt es allerdings so einiges auszusetzen.

Doch zurück nach Amerika: Noch mutiger und ehrenvoller als weiterhin und möglicherweise verstärkt Soldaten an der Seite Amerikas in Kriege zu schicken wäre es, Widerstand gegen die dunklen Kräfte zu leisten, die alles zerstören wollen, was die progressive Weltgemeinschaft erreicht hat, die lächerlich machen, wofür Generationen gekämpft haben und kämpfen. Die Gleichstellung der Geschlechter, von Minderheiten, das Ende von Rassismus und Umweltzerstörung.

So einnehmend er auch gestikulieren mag: Trump ist kein Wohltäter! Er hat seine Milliarden rücksichtslos und auf Kosten anderer eingeheimst. Er ist launisch und zynisch. Ja, er hat ein Gespür für die Bedürfnisse und Schwächen der Menschen. Aber es zeichnet ihn nicht gerade aus, dass er dieses Gespür gnadenlos zum eigenen und zum Vorteil seiner engsten Gefolgschaft ausnutzt – im Gegenteil: ES macht ihn überaus gefährlich für alle.

Dänemark hat sich mit seiner engen Bindung an die USA und dem weniger als halbherzigen Bekenntnis zur EU selbst in eine verzwickte Lage gebracht – und das ganz ohne Not.

Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen – und das kleine Königreich hat die Chance, die Fehler der Vergangenheit zu revidieren und sich auf die gute Seite der Geschichte zu stellen. Trump wird überwunden werden.

Aber bis dies geschieht und damit dieser Weg nicht über eine Katastrophe führt, haben Länder wie Dänemark, in denen Demokratie und Bildung blühen, wo der Lebensstandard hoch ist wie fast nirgends, die moralische Pflicht, darauf zu beharren, dass der Weg zu dauerhaftem Wohlstand und zur Zufriedenheit und somit Frieden nicht mit Repression – sondern nur mit Progression zu erreichen ist.

Die Mehrheit der Amerikaner hat gegen Trump gestimmt. Besonders die Fortschrittsregionen an Ost- und Westküste, in New York und dem Silicon Valley. Diese Menschen werden es Dänemark danken, wenn dieses kleine, wundervolle Land sich von dem Mann mit den großen Gesten nicht einschüchtern oder mitreißen lässt – sondern für Anstand und Solidarität eintritt.

Doch leider, leider tauchen diese Begriffe im Koalitionsvertrag der dänischen Regierung nicht auf – und spiegeln sich dementsprechend auch nicht in ihrer Politik wider. Dabei muss Dänemarks Politikern klar sein: Trumps Ankündigung, Amerikas Interessen an erster Stelle zu platzieren, dürfte eine der wenigen Aussagen aus seinem Munde sein, auf die Verlass ist. Es ist jetzt an der Zeit für Europa, Verantwortung zu übernehmen. Dänemark könnte, so klein es auch ist, eine Vorbildrolle zukommen. Wenn die Regierung nur den Mut und ernsthaften Willen dazu hätte.

von

Günter Schwarz – 22.01.2017