„Ehrlich, authentisch und frisch“ will Til Schweigers Lokal „Barefood Deli“ in der Lilienstraße 5-9 in Hamburg sein. Das im November vergangenen Jahres eröffnete Lokal ist neu, stylish, lecker – nur beim Wasser hakt’s gewaltig! Dass dort ein Liter frisches Leitungswasser 4,20 Euro kostet, finden einige Gäste reichlich überzogen aber vor allem eines: frech und raffgierig!

In dem Restaurant des berühmten Schauspielers, Regisseurs, Drehbuchautors und Produzenten zahlt man viel Geld für umgefülltes Leitungswasser, das in einer Glasflasche serviert wird: 1,80 Euro für 0,25 Liter und 4,20 Euro für einen Liter. Auf Nachfrage erklärt das Personal: „Wir schenken ,Hamburg Wasser‘ aus, das je nach Wunsch still ist oder mit Kohlensäure versetzt wird. Das Leitungswasser ist zum Teil kalkhaltig und wir lassen deswegen unser Wasser durch ein gutes Filtersystem laufen. Dann bekommen es unsere Gäste veredelt auf den Tisch.“


Til Schweigers Lokal „Barefood Deli“ in Hamburg
In vielen Restaurants ist es üblich, den Gästen Markenwasser zu servieren – für einen ähnlichen Preis wie Schweigers „Hamburg Wasser“. Eine andere Variante aus Frankreich: Immer häufiger bieten Gastronome ihren Gästen eine Karaffe mit Leitungswasser an. Dann aber für lau.

Bei Til Schweiger zahlt der Gast aber einen „ gesalzenen Preis“, über den am Montag zuerst die „Hamburger Morgenpost“ berichtete – ein Blick auf die online abrufbare Speisekarte bestätigt den Wahrheitsgehalt der irritierenden Meldung. Zur Einordnung: Nach Angaben der Hamburger Wasserversorgung kostet ein Liter Leitungswasser in der Hansestadt inklusive der  Abwassergebühren nicht mal einen halben Cent; genauer gesagt 0,0039 Euro!

Doch darf ein Restaurant Leitungswasser umfüllen und dafür Geld verlangen? Gastronomieanwalt Stephan Steinwachs vom Rothenbaum erklärt auf seiner Webseite: „In Deutschland gilt der Grundsatz, dass erbrachte Dienstleistungen vergütet werden müssen. Es spielt demnach keine Rolle, ob der Gastronom dem Gast ein preislich gehobenes Markenwasser oder ein Glas Leitungswasser aus dem Hahn serviert. Er hat in beiden Fällen eine Dienstleistung erbracht, aus der ihm ein Vergütungsanspruch erwächst.“

Mit Blick auf das Preis-Leistungsverhältnis könnte es durchaus eine Überlegung sein, im „Barefood Deli“ für den gleichen Preis auf einen halben Liter Saftschorle umzusteigen – oder gleich woanders zu essen, denn Leitungswasser gibt es in Deutschland mittlerweile schließlich vielerorts gratis zum Essen dazu. Was Til Schweiger selbst empfehlen würde, bleibt wohl vorerst unklar. Der Schauspieler und sein Management waren am Montagnachmittag nicht für ein Statement zu erreichen.

von

Günter Schwarz – 24.01.2017