„Gorch Fock“ – Was wird aus ihr?
Wie geht es weiter mit dem Stolz der Bundesmarine, dem Segelschulschiff „Gorch Fock“? Schon seit einem Jahr liegt das Segelschulschiff der Deutschen Marine in Elsfleth an der Weser in der Werft – und immer wieder tauchen neue Schäden auf. Jetzt prüfen Verteidigungsministerium und Marine, ob die „Gorch Fock“ weiter repariert oder eventuell außer Dienst gestellt wird.
Der CDU-Verteidigungsexperte Ingo Gädechens sagte, geprüft werde auch die Möglichkeit eines Neubaus. Laut Gädechens soll es aber auch in Zukunft ein Segelschulschiff geben, da die Marine bei der Ausbildung ihrer Offiziere einen großen Wert auf den Dienst an Bord eines Segelschulschiffes legt. Derzeit bildet die Marine ihre Offiziersanwärter auch Yachten aus, die für eine gewisse Zeit aber eine Notlösung sein können.
Reparaturen kosten 35 Millionen Euro
Die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will in der kommenden Woche entscheiden, wie es mit dem Schiff weitergeht. Hintergrund sind offenbar die immens gestiegenen Kosten für Reparaturen an dem 58 Jahre alten Schiff. Anfang vergangenen Jahres sei ein Reparaturbedarf für die Wiederherstellung der Takelage 9,6 Millionen Euro veranschlagt worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bei einer Überprüfung stellten Fachleute später dann fest, dass auch die drei Masten marode sind und ersetzt werden müssen. Im Verlauf der Arbeiten entdeckten sie außerdem noch Schäden am Deck. Der Reparaturbedarf liegt nach Angaben des Ministeriums inzwischen bei etwa 35 Millionen Euro. Mitte Oktober sei deshalb entschieden worden, alle weiteren Arbeiten vorerst zu stoppen.
Der Bund der Steuerzahler hatte die ausufernden Kosten bereits Anfang Oktober 2016 scharf kritisiert – allerdings noch auf Basis alter Kostenerwartungen. Die „Gorch Fock“ ist eines von sieben Beispielen aus Schleswig-Holstein in der aktuellen Ausgabe des sogenannten Schwarzbuches.
Botschafterin und Team-Builderin
Die „Gorch Fock“ gilt als Aushängeschild der Deutschen Marine. Sie ist der Marineschule Mürwik in Flensburg unterstellt. Ihr Heimathafen ist Kiel. Seit Jahrzehnten wird auf dem Dreimaster der Offiziersnachwuchs ausgebildet. Betroffen vom Ausfall der „Gorch Fock“ sind auch mehr als 200 Offiziersanwärter. Im Rahmen ihrer Ausbildung sind sie normalerweise einige Monate auf dem Segelschulschiff unterwegs. Diesen Ausbildungsabschnitt hält die Marine für besonders wichtig, weil auf dem engen Schiff unter anderem das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Teambildung besonders gefördert werden.
von
Günter Schwarz – 24.01.2017