Cannabis gegen Migräne – Interesse steigt, Skepsis bleibt
Dänemark hat den Einsatz von Cannabis gegen Schmerzen unter anderem bei Krebspatienten versuchsweise legalisiert. Doch Ärzte zögern, das Kraut auch gegen Migräne zu verschreiben.
Wie die „Søndagsavisen“ schreibt, steigt das Interesse an Cannabis als Heilmittel auch gegen Migräne in Dänemark einzusetzen, berichten der Vorsitzende des Migräneverbandes, Knud Østberg, und Professor Flemming Bach von der Schmerzklinik in Aarhus.
Eine ganze Reihe internationaler Studien kommt inzwischen zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von Cannabis bei einer Reihe von Krankheiten dokumentiertbar sei. Erst kürzlich hat das Folketing den Versuch angeordnet, Cannabis unter anderem bei ausgewählten Krebs- und Sklerosepatienten als Schmerzmittel einzusetzen.
Doch auch andere Patientengruppen entdecken das abseits der Medizin als Rauschgift klassifizierte Mittel für sich. Eine von ihnen ist die 26-jährige Volkswirtin Nanna Ørsted, die wie 500.000 andere Dänen unter Migräne leidet. Sie nutzt seit einem Jahr illegal Cannabisöl als Mittel gegen ihre Kopfschmerzen.
„Ich finde, dass das Cannabisöl eine sehr gute Wirkung zeigt, und es ist das Präparat mit den wenigsten Nebenwirkungen“, sagt sie in Søndagsavisen. Sie bezieht den „Stoff“ von „alten Hippiefreunden“ ihrer Mutter. 700 Kronen (94 Euro) bezahlt sie für ein Fläschchen mit 12 Millilitern.
„Es stört mich nicht, ein illegales Produkt zu nutzen. Es ist vollkommen absurd, dass wir dieses Produkt, das wirkt, nicht bekommen dürfen. Es kann vielen Menschen helfen“, sagt sie.
Im Internet, unter anderem in Facebook-Gruppen, wird das Öl angeboten. Allerdings gibt es auch legale Wege, an das Mittel heranzukommen. Jeder Hausarzt darf Cannabismedizin an Patienten mit Schmerzen verschreiben, wenn der Arzt der Überzeugung ist, dass es das am besten geeignete Präparat ist. Allerdings ist dies keine weit verbreitete Praxis.
„Es ist nicht dokumentiert, dass es gegen Migräne wirkt und wir haben viele andere gute Medikamente“, sagt Flemming Bach. „Mehr Dokumentation würde viel Geld kosten und würde voraussetzen, dass eine Reihe von Ärzten sich dafür einsetzten, weil sie von der Wirksamkeit des medizinischen Cannabis gegen Migräne überzeugt sind“, fügt er an.
von
Günter Schwarz – 29.01.2017