Im Zuge des Einreiseverbots in die USA saßen Dutzende Menschen an Flughäfen in Handschellen. Auch ein Fünfjähriger. Trump-Sprecher Sean Spicer rechtfertigte diese Maßnahme gegen ein Kind sogar noch!

Das Einreiseverbot, das US-Präsident Donald Trump (70) Freitag für Menschen aus den mehrheitlich muslimischen Ländern Syrien, Irak, Iran, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen erließ, nimmt groteske Züge an.

Wegen Trumps Einreisestopp wurde ein iranisch-stämmiger Bub am Flughafen Dulles in Washington D.C. festgehalten. Die Empörung war groß – das Weiße Haus wiegelt ab. Eine Frau trägt am Flughafen Dulles ihren Sohn überglücklich auf den Armen. Sie küsst ihn mehrmals und singt „Happy Birthday“. Soeben wurden sie und ihr Kind wiedervereint. Mehrere Familienmitglieder mit Blumen und Ballonen in den Händen begleiten die beiden. Der Junge (5)wurde laut „Mirror“ fünf Stunden lang in Handschellen festgehalten. Er war aus Sicht der Trump-Regierung eine potentielle Bedrohung für die USA! Der Bub besitzt nach Angaben von Senator Chris Van Hollen auch die US-Nationalität, wie der „Mirror“ schreibt. Er lebe im Bundesstaat Maryland.

Trumps Sprecher Sean Spicer begründete das unglaubliche Vorgehen so: „Anzunehmen, dass jemand nur aufgrund seines Alters oder seines Geschlechts keine Bedrohung darstellen könnte, ist töricht und falsch“.

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Der Junge war nicht der einzige Leidtragende, 109 Reisende wurden vorübergehend festgehalten. Nisrin Elamin freute sich, nach dem langen Flug endlich in New York zu landen. Doch aus dem schnellen Weg nach Hause wurde nichts. Als die Doktorandin der kalifornischen Universität Stanford am Einreiseschalter des Kennedy-Flughafens ihre Aufenthaltspapiere für die USA vorlegte, wurde die Sudanesin abgeführt.

„Sie haben mich unangemessen abgetastet, auch an der Brust und in der Leistengegend”, berichtet die 39-Jährige. „Dann kam ich in Handschellen und habe geweint.” Elamin saß fünf Stunden am Flughafen fest, bevor sie dann doch in ihr Zuhause nach New Jersey weiterfahren konnte.

Trumps Sprecher weiter: „Wir wissen nicht, wann die Stunde kommt, wenn ein Einzelner unsere Grenze übertritt, um uns Schaden zuzufügen. Die Sicht des Präsidenten ist, nicht zu warten. Ich werde sicherstellen, dass unser Land geschützt wird, so früh wie möglich und mit jedem zur Verfügung stehendem Mittel“, gab Sean Spicer Trumps Plan für den Grenzschutz wieder.

Die Mutter des Fünfjährigen konnte ihr Kind letztlich doch in die Arme schließen. Laut „Mirror“ soll sie im Iran geboren worden sein.

Diplomaten protestieren

Kritik an Trumps Dekret wurde auch aus dem US-Außenministerium laut. In Medienberichten kursierten verschiedene Versionen einer Protestnote, die von einer unbekannten Zahl von Diplomaten unterzeichnet wurde. Darin heißt es, Trumps Dekret mache das Land – anders als behauptet – nicht sicherer.

Dei Reaktion? Präsidentensprecher Spicer legte den Diplomaten daraufhin nahe, über ihr Dienstende nachzudenken. Das Weiße Haus erklärte, die Einreise in die USA sei grundsätzlich ein Privileg und kein Recht.

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Reuters / dpa / Günter Schwarz– 31.01.2017