Der britische Historiker Ian Kershaw gilt als einer der angesehensten Experten, was Hitler und das Dritte Reich betrifft. Seine Biografie „Hitler: 1889-1945“ gilt als Standardwerk. Nun hat Kershaw ein neues Buch mit dem Titel „Höllensturz: Europa 1914 bis 1949“ veröffentlicht.

In einem Interview verglich er die heutige Zeit nun mit der Gegenwart des Erstarkens rechter, nationalistischer Parteien besonders in Europa und der Wahl des Narzissten Donald Trump zum US-Präsidenten. „Parallelen zur dunklen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sind nicht zu übersehen“, sagte Kershaw der „Welt“.

Als Beispiele nannte der Geschichtsprofessor wachsenden Nationalismus und Rassismus. „Wir dachten, das wäre überwunden. Aber nun tauchen diese Gespenster wieder auf.“ Es gebe eine Vielzahl neuer Krisen, die Globalisierung habe neue Gewinner, aber auch viele Verlierer geschaffen. „Die suchen nun Sündenböcke dafür und finden sie in den Randgruppen oder Institutionen wie der EU.“

Im direkten Vergleich der dunklen Vergangenheit und der Gegenwart gebe es aber einen entscheidenden Unterschied: Der Grund, warum rechtsextreme Strömungen nicht schon längst viel stärker seien, liegt nach Kershaws Meinung vor allem daran, dass es den Ländern heute wirtschaftlich viel besser gehe als Anfang der 30er-Jahre.

Alles in allem vertraut Kershaw auf die Kraft gesunder Demokratie, und dies gelte auch für die USA. „Es ist richtig, dass Trump eine Gefahr für den Rechtsstaat ist. Aber dieser Rechtsstaat kann sich wehren. Auch Trump kann sich nicht einfach über die Grundregeln hinwegsetzen.“

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www.focus.de – 02.02.2017