Hitziges Telefonat zwischen Trump und Australiens Premier
(Washington / Canberra) – Ein Telefonat des neuen US-Präsidenten Donald Trump mit dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull ist offenbar wenig diplomatisch verlaufen. Trump habe verärgert aufgelegt, als es in dem Telefongespräch zum Streit um eine Flüchtlingsvereinbarung beider Staaten gekommen sei, berichtete die „Washington Post“ am Mittwoch. Turnbull dementierte die Angaben zum Verlauf des Gesprächs nicht.
Trump habe Turnbull vor Abbruch des Telefonats noch mitgeteilt, dass er an diesem Tag mit vier anderen Staatsmännern gesprochen habe – „und dies war mit Abstand der schlimmste Anruf“, zitierte die Zeitung eine Äußerung des Präsidenten aus dem Gespräch.
Australien ist einer der engsten Verbündeten der USA. Turnbull lehnte auf Nachfrage von Journalisten am Donnerstag genauere Angaben zum Telefonat ab, dementierte den Vorfall aber auch nicht: „Es ist besser, wenn solche Dinge, solche Gespräche, ehrlich und privat geführt werden.“
Nachdem die „Washington Post“ von dem stürmischen Austausch berichtete, meldete sich Trump über den Kurzbotschaftendienst Twitter zu Wort. „Können Sie das glauben?“, schrieb er, „die Obama-Regierung hat eingewilligt, tausende illegaler Immigranten aus Australien aufzunehmen. Ich werde diesen dämlichen Deal prüfen!“
In der Tat hatte die Regierung des früheren US-Präsidenten Barack Obama zugesagt, rund 1600 Flüchtlinge aufzunehmen, die von Australien in Flüchtlingslagern auf Pazifikinseln interniert wurden. Die australische Regierung hatte bereits die Sorge geäußert, dass diese Vereinbarung unter dem immigrationskritischen Präsidenten Trump hinfällig werden könnte.
Bei einem weiteren Telefonat hat Trump seinem mexikanischen Amtskollegen einem Medienbericht zufolge Hilfe bei der Bekämpfung von Drogenkartellen angeboten. „Sie haben einige knallharte Hombres in Mexiko, mit denen Sie vielleicht Hilfe brauchen“, sagte Trump laut einem Bericht des Senders CNN in einem Telefonat mit Mexikos Präsidenten Enrique Pena Nieto.
„Wir sind bereit, in großem Stile dabei zu helfen, aber sie müssen außer Gefecht gesetzt werden, und Sie haben das nicht gut gemacht“, so Trump. CNN berief sich auf ein Protokoll des Gesprächs vom vergangenen Freitag.
Der mexikanische Regierungssprecher Eduardo Sanchez widersprach Berichten, wonach Trump in dem Telefonat gedroht habe, US-Truppen nach Mexiko zu schicken, um die Kartelle zu stoppen. Beide Präsidenten hätten Differenzen bei verschiedenen Themen zum Ausdruck gebracht, twitterte Sanchez am Mittwoch (Ortszeit). Dessen ungeachtet hätten beide den Wunsch bekräftigt, den Dialog aufrechtzuhalten, um Vereinbarungen zu erreichen.
Trump und Pena Nieto hatten am Freitag eine Stunde lang miteinander telefoniert. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch“, sagte Trump danach während einer Pressekonferenz.
Das Verhältnis beider Staaten hat sich deutlich verschlechtert, nachdem Trump angeordnet hatte, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, die das Nachbarland bezahlen werde. Pena Nieto hatte daraufhin eine geplante Reise nach Washington abgesagt. Die Mauer war im Wahlkampf ein zentrales Versprechen Trumps gewesen.
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APA – 02.02.2017