Polen stellt Täterdatenbank von Auschwitz online – Das sind die Gesichter von Auschwitz
„Wir zeigen, wer die SS-Männer waren.“ – Polen veröffentlicht Tausende Namen aus der Mannschaft des Konzentrationslagers.
Das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat jetzt eine Datenbank zugänglich gemacht, die Namen von über 8500 Tätern enthält, die zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz-Birkenau, dem größten deutschen Konzentrationslager auf polnischem Boden, eingesetzt waren. Hier wurden wenigstens 950.000 Menschen ermordet, sie wurden vergast, sie starben als Arbeitssklaven oder erlagen den Folgen von Folter oder Verstümmelungen nach perversen Experimenten.

Die Datenerfassung für Auschwitz und dessen Nebenlager rubriziert auf Polnisch, Deutsch und Englisch Angaben zu Geburtsdatum und -ort der Täter, Ausbildungsstatus und militärischen Rang, Eintritt in den Militärdienst, NSDAP und SS, dazu Mitgliedsnummern, Kennzeichnung der Freiwilligkeit des Einsatzes, die Nennung weiterer Mitgliedschaften und Parteitagsabzeichen. Nicht alle Rubriken sind bislang für alle Personen vollständig ausgefüllt.

„Wir zeigen die Besatzung und zeigen, wer die SS-Männer waren“, sagte IPN-Vorsitzender Jaroslaw Szarek zu der Veröffentlichung. Szarek bezeichnete das Projekt als Antwort auf die historisch falsche Bezeichnung „polnische Todeslager“. Die nationalkonservative Regierung will den Ruf Polens schützen und die Verwendung des historisch falschen Ausdrucks für deutsche Vernichtungslager im besetzten Polen während des Zweiten Weltkrieges sogar mit bis zu drei Jahren Haft bestrafen. Das Parlament arbeitet an einem entsprechenden Gesetzesentwurf.

Daten-Sammlung für weitere KZs geplant
Die Daten-Sammlung soll den Angaben zufolge um weitere deutsche Lager ergänzt werden. Im KZ Auschwitz wurden während des Nazi-Regimes mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet. Was sagen die Deutschen zu der Online-Veröffentlichung? Der „Spiegel“ zitiert die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung Nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg so. „Wir haben das im Auge“, sagte der stellvertretende Behördenleiter Thomas Will. Er erwarte aber nicht, dass die Datenbank für deutsche Ermittler viele Erkenntnisse bringen werde. „Uns dürften die Namen bekannt sein“, glaubt Will.


von
Günter Schwarz – 03.02.2017