In einem Interview vor dem Super Bowl drückt Donald Trump erneut seinen Respekt für den russischen Präsidenten aus und stellt die USA und Russland moralisch auf dieselbe Stufe. Ob Putin denn nicht ein Mörder sei, wird er gefragt. Seine Antwort ist gewagt und verärgert auch Republikaner. Die TV-Spots des riesigen Sportereignisses üben dann leise Kritik an seiner Einwanderungspolitik.

Steht die amerikanische Demokratie moralisch auf derselben Stufe wie die russische Autokratie? Diese Aussage von Donald Trump sorgte am Sonntag für Aufregung, auch unter republikanischen Politikern. Fox News hatte eine kurze Passage des Interviews, das Bill O’Reilly mit Trump führte, vorab veröffentlicht und damit schon einigen Aufruhr ausgelöst. Kurz vor dem spannendsten Super-Bowl-Finale, das es je gegeben hat, wurde dann ein erster Teil des Interviews ausgestrahlt. In ganzer Länge war das Zwiegesprächs mit Bill O’Reilly über Russland dann noch ein wenig seltsamer.

Laut den vorab veröffentlichten Interview-Auszügen bekundete Trump zudem erneut Respekt für Putin. „Ich respektiere ihn, so wie ich viele Leute respektiere“, sagte er. „Aber das heißt nicht, dass ich mich mit ihnen verstehe.“

Für seine Äußerungen erntete der US-Präsident umgehend Kritik aus der eigenen republikanischen Partei, die Putin mehrheitlich kritisch sieht. Der Senator Mitch McConnell sagte, er denke nicht, dass sich das Verhalten der Führung in Moskau und Washington vergleichen lasse. Putin sei „ein früherer KGB-Agent, ein Gangster“, der nicht durch eine „glaubwürdige Wahl“ an die Macht gekommen sei.

Auch der frühere US-Botschafter in Russland und Berater von Ex-Präsident Barack Obama, Michael McFaul, rügte Trump scharf: „Diese moralische Gleichwertigkeit von den USA und Russland, wie sie von Trump noch immer behauptet wird, ist ekelhaft (und ungenau)“, twitterte er.

Trump will bessere Beziehung zu Russland

Trump hatte bereits im Wahlkampf seine Sympathie für Putin bekundet und damit viele Parteikollegen irritiert. Er kündigte an, sich für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau einzusetzen. Unter anderem will er im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) mit Russland zusammenarbeiten.

Seinen Standpunkt wiederholte der US-Präsident auch im Interview mit Fox News: Es sei „besser, sich mit Russland zu verstehen als das Gegenteil“, sagte er. Es sei eine „gute Sache“, wenn Russland die USA im Kampf gegen den IS unterstütze.

Obama und andere westliche Staaten hatten Russland stets dafür kritisiert, in Syrien nicht nur gegen IS-Kämpfer, sondern auch gegen gemäßigte Rebellen vorzugehen und durch Luftangriffe zudem viele zivile Opfer zu verantworten. Sie verdächtigen Moskau, vor allem am Machterhalt von Präsident Baschar al-Assad interessiert zu sein.

von

Günter Schwarz – 06.02.2017