(Kiew) – Das ging Kiew wohl voll gegen den Strich: Der deutsche Botschafter in der Ukraine, Ernst Reichel, hat in einem Interview erklärt, dass die Wahlen in den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk auch unter den obwaltenden Umständen möglich seien. Dies sorgte für Verärgerung bei ukrainischen Politikern.

Der deutsche Botschafter Ernst Reichel in der Ukraine hat mit einer Äußerung über Wahlen in den ostukrainischen Separatistengebieten für reichlich Verärgerung in Kiew gesorgt. „Wir erwarten eine harte Reaktion des Außenministeriums auf diese Erklärung“, schrieb Parlamentsvize Irina Geraschtschenko heute auf dem Sozialen Netzwerk Facebook. Berlin solle darüber nachdenken, den Botschafter Ernst Reichel auszutauschen.

Dieser hatte in einem Interview mit RBK-Ukrajina erklärt, dass für Wahlen in den ostukrainischen Separatistengebieten nicht unbedingt ein völliger Abzug russischer Soldaten nötig sei. Es müsse nur die Sicherheit jedes ukrainischen Politikers garantiert sein.

Der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin nannte auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter die Vorstellung von Wahlen „vor russischen Gewehrläufen“ eine Farce. Parlamentarier forderten, einen Empfang zum 25. Jahrestag der Eröffnung der deutschen Botschaft am Dienstag zu boykottieren.

Parlamentsvize Geraschtschenko, die die Ukraine bei den Verhandlungen mit den prorussischen Separatisten in Minsk (Weißrussland) vertritt, schrieb auf Facebook: „Das ist nicht die erste inkorrekte öffentliche Äußerung des Botschafters, der offen dem Okkupanten, der Russischen Föderation, mit derartigen Erklärungen in die Hände spielt.“

Wahlen in den nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten des Donbass sind Teil eines 2015 vereinbarten Friedensplanes. Seit April 2014 starben in dem Konflikt nach UNO-Angaben etwa 10.000 Menschen. Der Kreml dementiert den Einsatz russischer Soldaten.

von

Günter Schwarz – 07.02.2017