(Neckarsulm) – Nach Meinungsverschiedenheiten im Lidl-Management tauscht Lidl den Chef aus. Sven Seidel dankt mit sofortiger Wirkung ab. Unterschiedliche Auffassungen sollen den Ausschlag gegeben haben. Ein Nachfolger ist bereits benannt: Jesper Hojer tritt die Nachfolge an. Deutschlands größter Handelskonzern steht vor großen Herausforderungen.

Der Lebensmittel-Discounter Lidl aus Neckarsulm trennt sich von seinem Chef Sven Seidel. Der 43-Jährige muss mit sofortiger Wirkung gehen, wie das Unternehmen mitteilte. Er verlasse den Discounter „aufgrund unterschiedlicher strategischer Geschäftsauffassungen“. Die Nachfolge an der Spitze von Europas größtem Handelskonzern tritt Jesper Hojer an.

In den Medien hatte Seidel den Spitznamen „Duz-Diktator“ erhalten. „Kollegen mit dem Vornamen anzusprechen ist Ausdruck von Wertschätzung“, hatte Seidel immer wieder gepredigt. Der Chef der Discountkette Lidl verordnete allen Mitarbeitern vor einem Jahr, wie sie sprachlich miteinander umzugehen haben.

Nun macht Lidl wenig Hehl daraus, dass es mit Seidel Meinungsverschiedenheiten gab. Aus Kreisen heißt es, Seidel sei mehrmals mit dem Chef der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, Klaus Gehrig, aneinander geraten. Laut „Heilbronner Stimme“ war Gehrig unzufrieden mit Ausgaben für Handball-Sponsoring.

Nachfolger Hojer arbeitet den Angaben zufolge seit zehn Jahren bei Lidl. Der 38-Jährige verantwortete zuletzt den internationalen Einkauf. Lidl hatte jüngst ein Umsatzplus von knapp zehn Prozent auf 64,6 Milliarden Euro gemeldet. Rund ein Drittel davon erwirtschaftete die Kette in Deutschland.

Die Schwarz-Gruppe wird künftig von einem fünfköpfigen Leitungsgremium geführt, das gemeinsam über strategische Fragen entscheidet. Neben Gehrig und dem neuen Lidl-Chef Hojer sind in diesem Gremium Kaufland-Chef Patrick Kaudewitz, Andreas Strähle (Finanzen, Controlling, Personal) und Gerd Chrzanowski (IT, Produktion, Immobilien).

Die Schwarz-Gruppe wird in diesem Jahr erstmals die Umsatzgrenze von 90 Milliarden Euro überschreiten und hat zugleich mit dem geplanten US-Einstieg von Lidl und der Australien-Expansion von Kaufland in nächster Zeit große Projekte zu schultern. Deshalb hielt es Gehrig offenbar für notwendig, die zentrale Führung der beiden Handelsorganisationen zu stärken.

von

Günter Schwarz – 07.02.2017