(Brøndby Strand) – Die rechtsextreme Danskernes Parti (Dänenpartei) sorgt dank einer umstrittenen Hauswurfsendung erneut für Schlagzeilen, mit der Menschen deutlich provoziert werden sollen und bis ins Mark beleigt werden.

Wenn es um Geschmacklosigkeit und um provozierendes Verhalten geht, sind die Rechtspopulisten schon seither nicht zu schlagen. Ob es seinerzeit bei den Nazis mit ihrem „braunen Haufen“ der hirnlosen SA-„Männer“ war, oder ob es heute die ewig Gestrigen und unbelehrbaren Geister aus „Kameradschaften“, der NPD oder AfD in Deutschland, die Front National in Frankreich oder die dänischen Nationalisten der Dansk Folkeparti und der noch weiter rechts stehenden Danskernes Parti und vieler ähnlicher Parteien in Europa sind – in einem sind sie sich alle gleich: in ihrer Ablehnung und ihren Hass gegen alles Fremde!

Die dänische Partei der Danskernes Parti, die im September bereits eine Aufregung ausgelöste, indem sie Haarspraydosen verteilt hatte, die als „Flüchtlingsspray“ gekennzeichnet war, versucht jetzt, die nationale Debatte über die dänische Sprache zu nutzen, indem sie gefälschte Flugtickets an die Bewohner von Brøndby Strand, einem von vielen Ausländern bewohnten Vorort Københavns verteilte.

Die Danskernes Parti, die von einem Neonazi gegründet wurde und bislang nur wenig Unterstützung in Dänemark hat, da die Rechtsnationalen sich bislang in der im Folketing vertretenen Dansk Folkeparti sammeln, verteilte ihre Hass-Flyer in die Briefkästen in Brøndby Strand. Viele Bewohner des Vororts berichteten den Behörde, sie hätten jetzt Angst, ihre Briefkästen zu entleeren.

Die Flyer wurden so gestaltet, dass sie wie Einweg-Flugtickets aussehen, die an „die Fremden“ und „Ausländer“ in Brøndby Strand von der Danskernes Parti „mit Liebe“ verteilt wurden.

Das „Heimflugticket“ wurde optisch so entworfen, um einen Flug vom Flughafen København nach „Langtbortistan“ zu nehmen, was in etwa mit „Weitweg-Istan“ übersetzt werden kann. Es enthielt zusätzlich auch einen arabischen Text. in dem zu lesen war: „Haben sie eine gute Heimreise!“

Über die Flyer der Hauswurfsendung begannen heftige Debatten in den Sozialen Netzwerken und besonders auf Facebook. Obwohl einige Social-Media-Nutzer ihre Unterstützung für die Werbekampagne ausdrückten, lehnte die Mehrheit der Kommentare die Aktion der rechtsextremen Partei als „ekelhaft“, „böse“ und „rassistisch“ ab.

Aber die Debatte in den Sozialen Medien war nichts im Vergleich zu dem, was die Einwohner von Brøndby Strand fühlten. Louise Vinther Alis, die mit einem Dänen türkischen Abstammung verheiratet ist und hofft, Brøndby Strand im Folketing vertreten zu können, sagte, sie könne sich momentan nicht einmal dazu überwinden, an ihren Briefkasten zu gehen, nachdem sie darüber von ihren wütenden und verletzten Nachbarn gehört hatte.

„Ich fühle mich total verängstigt. Wenn ich mich in meinem Land zurückziehen und gar verstecken muss, so weiß ich, dass es von diesen Leuten ernst gemeint ist „, erzählte sie einer örtlichen Zeitung. „Wer fühlt sich berechtigt zu definieren, wer fremd ist und wer nicht? Ich verstehe nicht, wie es legal sein kann, wenn jemand friedliche Bewohner im eigenen Lebensbereich bedrohen kann. Und ja, ich fühle mich um meine gesetzlichen Rechte bedroht – genauso wie um die Rechte meines Mannes und die Rechte meiner Kinder“, fuhr sie fort.

Die „Flugtickets“ wurden in Postkästen von Bewohnern mit Namen gesteckt, die nicht traditionell „dänisch“ klingen. Unterdessen erhielten die Bewohner mit traditionellen Nachnamen einen falschen Scheck über 16 Milliarden Kronen (2,15 Millionen Euro), wobei die Partei behauptet, dass Dänemark durch die Vertreibung aller nichtwestlichen Bewohner diese Summe einsparen würde. Der Scheck an „die Dänen in Brøndby Strand“ ist mit einer Anmerkung versehen, die aussagt, dass die nationalistische Partei den Dänen „ihr Dänemark zurückgibt“.

 Københavns Polizei bestätigte gegenüber der Tageszeitung „Politiken“ am Mittwochmorgen, dass schon mehrere Anzeigen wegen der Flyer erstattet wurden.

„Wir werden jetzt feststellen müssen, ob dieses noch im gesetzlichen Rahmen ist, und was wir zu tun haben, sobald notwendige Rechtshilfe vonnöten sein sollte“, sagte der Polizeisprecher Kim Madsen. Eine Entscheidung darüber, ob in dieser Sache ein Verfahren gegen die Danskernes Parti eingeleitet werden wird, kann am heutigen Mittwoch noch nicht erwartet werden.

Als Reaktion auf die Flyer und die umstrittene parlamentarische Erklärung aus der letzten Woche im Folketing um die Diskussion über des „Dänischseins“, ausgelöst durch die andere rechtsnationale Partei der Dansk Fokeparti, organisieren die Bewohner von Brøndby Strand am kommenden  eine Demonstration „gegen diejenigen, die nicht sehen wollen, was an Brøndby Strand gut ist, sondern nur das, was im Ort schlecht ist“.

„Wir haben genug. Jetzt müssen wir zusammenstehen – unabhängig von der Hautfarbe und vom Glauben“, schrieben die Organisatoren auf Facebook. „Weitere Einzelheiten über die Demonstration werden auf der Facebook-Seite bald verfügbar sein“, sagte Alis.

Der westliche Vorort von København wurde von Nationalisten gezielt gewählt, weil er Thema einer kontroversen und emotionalen Aussprache war, die vom Parlament gebilligt wurde und in der einige der rechten Redner behaupteten, dass „Dänen“ in einigen Wohngebieten in Dänemark inzwischen zur „Minderheit“ geworden seien. Die Rechten definieren im Wesentlichen „Dänen“ nur so, dass deren Eltern dänisch sind oder sie zumindest aus westlichen Ländern stammen.

von

Günter Schwarz – 15.02.2017