(Rukla) – Gegen die in Litauen stationierten Soldaten der deutschen Bundeswehr sind gezielt Falschinformationen über eine angebliche Vergewaltigung in Umlauf gebracht worden, die diese in der Ortschaft Jonava in der Nähe des Militärstützpunkts Rukla begangen haben sollen.

Vor einigen Tagen wurden E-Mails an litauische Politiker und Medien verschickt, in denen es hieß, deutsche Soldaten hätten in dem baltischen Land eine minderjährige Litauerin vergewaltigt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin heute. Er bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Die im NATO-Partnerland Litauen eingesetzten Bundeswehrsoldaten sind ins Visier einer konzertierten Desinformationskampagne geraten, die offenbar von Russland gesteuert wurde.

NATO-Diplomat sieht russische Attacke

Unter Berufung auf NATO-Diplomaten berichtete der „Spiegel“, es handle sich bei der Verbreitung der „Fake News“ um eine gezielte Attacke Russlands zur Diskreditierung der Bundeswehr und der NATO, die seit einigen Wochen in Litauen stationiert ist.

Das Vorgehen erinnere sehr an den Fall Lisa im Jahr 2016, bei dem russische Medien tagelang berichteten, Flüchtlinge hätten in Berlin eine junge Russin vergewaltigt, die deutschen Behörden würden aber nichts unternehmen. Diese Meldung erwies sich jedoch als vollkommen falsch, indem sich als richtig herausstellte, dass das Mädchen nach einer Party aus Angst vor den Eltern, nicht nach Hause gegangen war und sich dann einige Tage bei einem Freund aufgehalten hatte.

Mail an Parlament und Medien

Laut dem Verteidigungsministerium ging am 14. Februar eine Mail beim litauischen Parlamentspräsidenten und bei den Medien ein, in der es hieß, deutsche Soldaten in Uniform hätten am 9. Februar in der Ortschaft Jonava eine junge Litauerin vergewaltigt. Einige litauische Medien griffen die angebliche Nachricht laut „Spiegel“ auf, die litauische Regierung dementierte den Vorfall.

Ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums sagte, der Parlamentspräsident habe neben der Polizei und den zuständigen litauischen Ministerien auch den deutschen Kontingentführer in Litauen informiert. „Nach unserer Kenntnis haben die litauischen Polizeiermittlungen ergeben, dass es weder Opfer noch eventuelle Zeugen noch Täter gibt“, sagte der Ministeriumssprecher.

Die Stationierung der NATO-Soldaten in der Region ist eine Reaktion auf Russlands Vorgehen im Ukrainekonflikt. Osteuropäische Staaten fürchten seit der Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 um ihre eigene Sicherheit. Aktuell werden vier sogenannte Battlegroups in den baltischen Staaten und in Polen aufgestellt, die Initiative wird „Enhanced Forward Presence“ genannt.

von

Günter Schwarz – 17.02.2017