18-Jährige vermutlich durch gepanschte Ecstasy-Pille gestorben
(Esbjerg) – Polizei von Syddanmark und Sønderjylland (Südjütland und Nordschleswig) warnt vor im Umlauf befindlichen lebensgefährlichen Drogen. Die Polizei hat die Ermittlungen zu diesem Fall aufgenommen.
Am Samstag kurz vor 13 Uhr bestätigte die Polizei von Syddanmark und Sønderjylland den Tod einer 18-Jährigen, die am Morgen bewusstlos ins Esbjerger Krankenhaus eingeliefert worden war. Die Beamten gehen davon aus, dass gestreckte Ecstasy-Tabletten sie das Leben gekostet haben.
Die Familie der jungen Frau hatte der Polizei berichtet, dass sie glauben, dass sie dort, wo sie in der Nacht zu Sonnabend gewesen war, Drogen genommen hat. Die Beamten suchten diesen von der Polizei nicht genannten Ort daraufhin auf und trafen auf mehrere Personen, die ebenfalls Pillen eingenommen hatten. Die Pillen, die vor Ort gefunden wurden, beschlagnahmten die Polizeibeamten.
„Sie sagen, es sei Ecstasy, aber die Pillen können ja alles Mögliche beinhalten, und wir haben sie noch nicht analysieren lassen“, sagt der Wachhabende der Polizei, Ole Aamann. „Es wirkt wie so ein Wochenend-Drogenkonsum, wo man Spaß haben will, ohne daran zu denken, dass man sich mit der Einnahme dieses Mists in Lebensgefahr bringt“, so Aamann weiter.
In den 1990er Jahren wurde in Dänemark Ecstasy besonders im Techno-Umfeld populär. Seither hat es sich auch in der Drogenszene allegemein verbreitet. Der aktive Stoff im Ecstasy ist MDMA – allerdings befinden sich auch „Ecstasy-Pillen“ im Umlauf, die andere Wirkstoffe und nur sehr wenig MDMA enthalten.
In einem Bericht der Gesundheitsbehörde aus dem Jahre 2012 heißt es, die Reinheit des MDMA-Pulvers und der MDMA-Kristalle, die in Dänemark im Umlauf sind, betrage zwischen 15 und 90 Prozent, mit einem Durchschnitt von 75 Prozent. Diese großen Unterschiede bedeuten, dass es schwer zu kalkulieren ist, wie viel des Wirkstoffes man einnimmt.
Zudem sind in manchen Fällen äußerst gefährliche Stoffe wie PMA beigemischt, das ähnlich wirkt wie MDMA – nur stark verzögert und den Konsumenten so häufig zu Überdosierung verleitet. PMA ist, berichtet sundhed.dk, wesentlich giftiger als MDMA und sei besonders in Großbritannien für zahlreiche Todesfälle verantwortlich.
MDMA steht für die chirale chemische Verbindung 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin. Es gehört strukturell zur Gruppe der Amphetamine und ist insbesondere als weltweit verbreitete „Partydroge“ bekannt. MDMA wirkt im Zentralnervensystem als Releaser (Ausschütter) der endogenen Monoamin-Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin, und mit etwas schwächerer Wirkung auch Dopamin, was zu einem unüblich erhöhten Spiegel dieser Botenstoffe im Gehirn führt. Diese Transmitter prägen entscheidend die Stimmungslage des Menschen.
Der Konsum von MDMA hebt die Stimmung (Euphorie) und soll die Neigung zu sozialem Umgang (empathogene Wirkung) sowie die Wahrnehmung der eigenen Gefühle (entaktogene Wirkung) steigern. Möglicherweise gilt „Set & Setting“ – danach würden die eigene „mitgebrachte“ Stimmungslage oder die Atmosphäre der Umgebung das subjektive Erleben der MDMA-Wirkung färben und sowohl angenehme Gefühle als auch eine schlechte Stimmungslage könnten verstärkt werden.
Das Hunger- und Durstgefühl und Schmerzempfinden werden reduziert. Es kommt zur Erhöhung von Puls (Tachykardie) und Blutdruck (Arterielle Hypertonie), zu Hyperthermie, wobei die Körpertemperatur auf bis zu 42 °C ansteigen und zum Tode führen kann, gegebenenfalls begünstigt durch exzessive körperliche Verausgabung wieTanzen und zu geringe Flüssigkeitszufuhr. Durch MDMA wird die Atemfrequenz gesteigert (Tachypnoe), die Pupillen sind geweitet (Mydriasis) und es kommt zu Mundtrockenheit. Außerdem wird insbesondere im Umfeld von Musik der Bewegungsdrang gesteigert. Außerdem weiß man von einer erhöhten physischen Sensibilität, so dass Berührungen sowohl aktiv als auch passiv als überdurchschnittlich angenehm empfunden werden, woraus auch die Bezeichnung von MDMA als „Kuscheldroge“ herrührt.
Eine mögliche Folge des MDMA-Konsums kann auch gesteigerte Aggressivität sein, sowohl während der unmittelbaren Wirkung als auch nach vier Tagen.
von
Günter Schwarz – 19.02.2017