In Dänemarks Kliniken herrscht bereits seit Jahren Ärztemangel – und einige Ober- und Fachärzte profitieren davon finanziell. Durch Mehrarbeit verdiente ein Arzt sogar viermal mehr als üblich. Das zieht selbstverständlich auch einige deutsche Mediziner ins nördlich Nachbarland Dänemark – aber auch noch Norwegen und Schweden, wo ähnlich Verhältnisse wie in Dänemark herrschen.

Der Ärztemangel sorgt dafür, dass die Arbeit von Ober- und Fachärzten so gefragt ist wie nie. Viele der Mediziner nutzen das, um kräftig zu verdienen. Das zeigen Lohnabrechnungen, die TV 2 vorliegen. Ein Oberarzt in Westjütland ist den Abrechnungen zufolge im Jahr 2015 durch Mehrarbeit auf ein Jahreseinkommen von 4,5 Millionen Kronen (604´5 Tsd. Euro) gekommen. Üblicherweise verdient ein Oberarzt rund eine Million Kronen (134,5 Tsd. Euro) pro Jahr.   

Der Oberarzt war in der Psychatrischen Abteilung der Klinik in Holstebro angestellt. Dort herrschte offenbar jahrelang eine Praxis, nach der Ärzte offenbar so viel arbeiten konnten, wie sie wollten, berichtet der leitende Oberarzt Claus Fischer. Als er im Sommer 2016 in die Klinik kam, begrenzte er diese Möglichkeiten – woraufhin viele Ärzte gekündigt hätten. 

„Das war Akkordarbeit für die Ärzte. Sie konnten zur gleichen Zeit eine Schicht haben, in einer Klinik mitarbeiten und in der eigenen Abteilung aktiv sein“, sagt Fischer. Auf diese Weise hätten viele Rekordlöhne erwirtschaften können.

Kein Einzelfall

Nicht nur in der Psychiatrie in Westjütland waren und sind solche Arbeitsmodelle offenbar üblich. Die Zahlen von TV 2 zeigen, dass neun Oberärzte in Krankenhäusern in Horsens, Aarhus, Randers und Herning Jahreseinkommen in Höhe von zwei Millionen Kronen oder mehr erwirtschaftet haben.

Den Klinikdirektoren zufolge liegt das am herrschenden Ärztemangel. „Die Ärzte haben viel verdient, weil sie viel gearbeitet haben. Wir sind in einer Situation, in der es schwer ist, Fachärzte zu rekrutieren“, sagt etwa die Leiterin des Krankenhauses in Horsens, Lisbeth Holsteen Jessen. 

Keiner der Ärzte, die die Gehaltstabelle anführen, wollte auf Anfrage mit TV 2 sprechen. Sie verweisen an den Verein der Oberärzte FAS. Deren Vorsitzende Anja Mitchell sagt: „Es ist wichtig, dass Patienten von Fachärzten behandelt werden.“ Es gäbe ein Überangebot an Arbeit – und diesem nähmen sich die Ärzte eben an.

von

Günter Schwarz – 20.02.2017