(Gibraltar) – Erst am Sonntag vor zwei Wochen verließ die brandneue, größte Segeljacht der Welt des russischen Milliardärs Andrej Melnitschenko die Werft in Kiel und war an København vorbei durchs Skagerak auf dem Meer unterwegs in Richtung Mittelmeer zunächst nach Spanien, und dann sollte es weiter in dire Türkei gehen. Nun ist die Fahrt erst einmal vorbei, denn das Schiff wurde in Gibraltar an die Leine gelegt, wie eine Beschlagnahmung in der maritimen Sprache genannt wird.

Laut Medienberichten blieb ihr Besitzer, der russische Milliardär Andrej Melnitschenko, der Kieler Werft Rechnungen im Wert von 15 Mio. Euro schuldig. Sein Sprecher versicherte, dass es sich um ein Missverständnis handle – man rechne damit, dass „diese unglückliche Episode“ bald vorbei sei. Am Dienstag soll der Supreme Court entscheiden, was mit der Megajacht weiter passiert.


Andrej Melnitschenko
Die größte Segeljacht der Welt ist in Gibraltar unter Arrest. Das bestätigten die Behörden im britischen Überseegebiet am Montag. Die im deutschen Kiel gebaute „Sailing Yacht A“ ist demnach seit voriger Woche festgesetzt. Berichten zufolge gibt es einen Streit um Geld mit dem Auftraggeber, dem russischen Milliardär Andrej Melnitschenko.

Das 143 Meter lange und 90 Meter hohe Schiff war auf dem Weg von der Werft nach Spanien, wo noch weitere Arbeiten im Inneren des Schiffs vorgenommen werden sollten. Die offizielle Übergabe an den Auftraggeber war für das späte Frühjahr vorgesehen.

Medien zufolge gibt es Unstimmigkeiten zwischen Melnitschenko und der Werft Nobiskrug in Rendsburg über einen Teil der vereinbarten Zahlung. Laut einem Bericht des „Gibraltar Chronicle“ geht es um drei offene Posten. Einerseits fordere die Werft vom Besitzer 9,8 Mio. Euro, die am 27. Januar fällig gewesen seien, aber offen blieben. Zahlungen von rund 2,9 und 2,6 Mio. Euro seien zudem noch bei Subunternehmern ausständig.

Für Besitzer „unglückliche Episode“

Grund für den Beschlagnahme seien noch zu klärende Fragen, ließ ein Sprecher Melnitschenkos wissen: „Wir sind zuversichtlich, dass die Beschlagnahmung in den kommenden Tagen beendet wird und diese unglückliche Episode vorbei sein wird“, so das Statement. Auf „Spiegel“-Anfrage teilte der Sprecher mit, dass der Streit schon länger andauere, man aber davon ausgegangen sei, dass man sich auf eine Lösung zubewege. Das Vorgehen der Werft sei „ein erstaunlicher Akt“.

Am Dienstag soll eine Anhörung vor dem höchsten Gericht in Gibraltar stattfinden. Die Werft nahm bisher nicht Stellung zur Angelegenheit.

3.700 Quadratmeter Segelfläche

Die von Designer Philippe Starck entworfene Jacht besitzt mehr als 3.700 Quadratmeter Segelfläche – das entspricht etwa der Hälfte eines Fußballplatzes. Der Franzose hatte für den russischen Milliardär Melnitschenko vor Jahren bereits die 119 Meter lange Motoryacht „A“ geplant. Sie wurde ebenfalls in Kiel gebaut.

Details zur Ausstattung sind nur wenige bekannt. Offenbar verfügt die „Sailing Yacht A“ unterhalb der Wasserlinie über eine Panoramalounge, einen Helikopterlandeplatz und einen Swimmingpool auf dem mittleren von acht teakholzverkleideten Decks. Neben im Rumpf untergebrachten Beibooten gehört auch ein eigenes U-Boot zum Equipment. Laut „Daily Mail“ findet im mittleren der drei Masten ein kleines Zimmer Platz.

Laut Hersteller ist die Jacht für eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (38,9 km/h) ausgelegt. Der Kaufpreis ist geheim: Spekulationen zufolge musste Melnitschenko insgesamt rund 400 Millionen Euro für die Jacht bezahlen.

von

Günter Schwarz – 20.02.2017